Samstag, 2. Juli 2011

Sucre, La Paz und zwei Magenverstimmungen "à la Bolivienne"

20-21.6.2011
Eigentlich wollen wir am 19.6 zusammen mit Alex und Fab die 160Km bis nach Sucre in Angriff nehmen, doch Philipp's Magen rebelliert zum ersten Mal (heftigst) gegen das bolivianische Essen (oder die Hygieneverhältnisse?) womit an vernünftige Essensaufnahme geschweige denn Radfahren kaum zu denken ist. Glücklicherweise erholt sich Philipp recht schnell, so können wir den Tag darauf von Potosi wegfahren. Zuerst geht es mal fast 1000 Höhenmeter hinunter und wir finden uns seit langem wieder einmal  in einer Gegend mit üppiger Vegetation und intensivem Ackerbau wieder. Doch die Etappe ist auch wieder mit vielen heftigen Steigungen durchsetzt so sind wir froh nach 100km in Millares anzukommen und uns in einer Pension niederzulassen. Am nächsten Tag fühlt sich Philipp wieder fast "wie der Alte", diesmal hat es aber Isabelle erwischt. Gequält von Bauchkrämpfen und Durchfall kämpft sie sich tapfer über 60 anstrengende Kilometer bis nach Sucre wo wir uns ins erstbeste Hostal einquartieren damit sich Isa hinlegen und erholen kann.

Hochebene bei Potosi

Tiefe Täler

Rio Pilcomayo (2100m), der tiefste Punkt auf der Strecke nach Sucre

Eine alte Estancia auf dem Weg nach Sucre

Isa auf dem (für sie beschwerlichen) Weg nach Sucre

22-25.6.2011
In Sucre treffen wir wieder auf Alex und Fab und auch Frédérique und Jerome aus Frankreich bekommen wir seit dem Beginn der Carretera Austral (Ende Februar) zum ersten Mal wieder zu sehen. Leider verbessert sich Isabelle's Zustand kaum, so verbringt sie die ersten 2 Tage im Bett anstatt die wunderschöne Hauptstadt Boliviens (La Paz wird im Ausland fälschlicherweise als Hauptstadt bezeichnet)  mit ihren weissen Barockgebäuden zu erkunden. Philipp hingegen geniesst das T-shirt-Wetter auf 2800m, so "tief unten" waren wir seit Wochen nicht mehr. Zum Glück kommt Isabelle nach zwei Tagen wieder etwas zu Kräften und wir besuchen zusammen die "Casa de la Libertad", das Haus in dem 1825 Bolivien nach 16-jährigem Befreiungskrieg die Unabhängigkeit von Spanien erklärte. Auch ein  in der Nähe gelegenes Dino-Museeum schauen wir uns an, denn 1998 wurde bei einem Steinbruch 5km östlich von Sucre über 70 Dinosaurierspuren (als Fussabdrücke) gefunden, der grösste Fund weltweit. Am Abend des 25.6 verlassen wir Sucre per Bus und machen uns auf dem Weg nach La Paz.

Panorama-Ansicht von Sucre

Der Früchtemarkt von Sucre

Häuserfront von Sucre (auch "weisse Stadt" genannt)

Dino-Spuren bei Sucre in einem Steinbruch

26-29.6.2011
Nach 12 Stunden Busfahrt sind wir froh am Sonntag morgen durchgefroren (denn bolivianische Busse scheinen keine Heizung zu haben) in La Paz anzukommen. In La Paz kommen wir seit langem wieder einmal in den Genuss einer "Casa de Ciclista", dass heisst einer Wohnung im Zentrum von La Paz die Toureros wie uns für 2 CHF/Nacht zur Verfügung gestellt wird .... danke vielmals Christian. In der Wohnung treffen wir auch wieder auf Alex und Fab, welche schon einen Tag früher von Sucre nach La Paz gereist sind. La Paz ist eine unglaublich faszinierende Stadt. Zum Einten durch seine geographische Situation in einem Talkessel auf 3600m am Rand des Altiplano mit Ausicht auf mehrere 6000er. Zum Anderen durch seine soziale Schichtung, wo die Armen "oben" und die Reichen "unten" wohnen (bei uns ist es normalerweise umgekehrt ;-)). Der obere flache und schnell wachsende Teil der Stadt (El Alto) wird zu 90% von Aymaras bewohnt und gilt somit als grösste indigene Stadt Südamerikas. Je mehr man runter geht ins Zentrum, umso "europäischer" wird die Stadt. Isabelle hat sich dank einem Muña-Tee (einheimisches Heilkraut von der Tante Christians) wieder vollständig erholt so dass wir zuerst allein und dann zusammen mit Alex & Fab mit einem fachkundigen Führer La Paz erkunden können und dabei viel über die bewegte bolivianische Geschichte lernen.

Kathedrale und Regierungsitz in La Paz

Sicht auf Illimani (6400m), la Paz und El Alto vom Mirador Kili-Kili

Sicht von El Alto hinunter in den Talkessel von La Paz, im Hintergrund Huayna Potosi (6088m)

Freiluft-Cholita-Rock-Waschstation

"Justicia de Barrio", so enden Kriminelle wenn es nach der "Quartierjustiz" geht

30.6 - 1.7.2011
Schlussentlich treffen auch Jerome und Frederique in La Paz ein und wir entschliessen uns zu Sechst den Choro-Trek zu machen. Dieser führt von den Gipfeln der Anden hinunter in die Yungas am Rande des Amazonas. Dank diesem grossen Höhenunterschied auf kurzer Distanz kann man in 3 Tagen fast alle Klimazonen durchwandern. Ein Taxi bringt uns zum Start der Wanderung in La Cumbre (4650m), von wo wir zuerst den Apacheta Chucara (4850m) erklimmen. Ab diesem Punkt geht es nur noch abwärts durch ein wildes Tal, nur durchzogen von einem Pre-Kolumbianischen Pfad und ein paar Weilern, die nur zu Fuss (oder mir dem Lama) erreichbar sind. Die erste Nacht campieren wir in Challapampa (2900m) und stellen mit Freude fest dass man in dem kleinen Weiler auch ein kühles Bierchen bekommen kann. Am zweiten Tag wird die Vegetation immer dichter und der Weg verwandelt sich mehr und mehr in einen regelrechten Jungelpfad. Leider kommen mit der Vegetation auch Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit und.... die Mücken, die uns in kürzester Zeit zerstechen. Manch einer sehnt sich schon wieder nach dem kühlen, windigen, vegetationslosen aber auch mückenfreien Altiplano ;-). Steilen Bergflanken entlang windet sich der Weg auf und ab bis wir nach ungefähr 7h Marsch San Francisco (2000m) erreichen, wo wir für ein paar Bolivianos das Zelt aufstellen dürfen. Am letzten Tag laufen wir in 5h nochmals fast 1000 Höhenmeter hinunter bis nach Chairo. Die fast 4000 Höhenmeter runter in 3 Tagen gehen auch an unseren Oberschenkel-Muskeln nicht unbemerkt vorbei, so sind wir erleichert dass wir in Chairo ein Taxi auftreiben können, dass uns direkt nach La Paz zurückbringen kann und  wir nicht noch 10km bis zur Kreuzung mit der Asphaltstrasse laufen müssen. Bei der Rückfahrt fahren wir zum Teil auf der berühmt berüchtigten "Ruta de la Muerte" (Todesstrasse). Doch von der zum Teil stark abschüssigen Strasse bekommen wir nicht viel zu sehen, denn das die ganzen Berge sind mittlerweile wolkenverhangen und es hat begonnen zu regnen. Wieder oben auf dem Pass (La Cumbre) ist die ganze Landschaft sogar eingeschneit und die Bolivianer bauen eiferig Schneemänner oder vergnügen sich mit Schlittenfahrten auf alten Autoschläuchen. Zu unserem Erstauen regnet es auch in La Paz noch, etwas was in dieser Jahreszeit eigentlich sehr ungewöhnlich ist (El Niño lässt grüssen !?).

Sicht von La Cumbre auf die "Todesstrasse"

Frédérique und Isa auf dem Weg zum Pass

Isa & Philipp auf dem Apacheta Chucara (4850m)

Eindrücklicher "Pre-Inka"-Weg

Verlassene Siedlung auf 4200m

Mit dem Nebel kommt das Grün ...

Unser Zeltplatz bei Challapampa

schöner wilder Bergbach

Viel Verkehr auf dem einzigen Weg im Tal

Wunderschöne Blumen (Calla) am Wegesrand

ein richtiger Dschungelpfad

an steilen Abhängen rauf und runter ...

Ob die Brücke wohl hält?

Angekommen in Chairo auf 1000m

La Cumbre: Schneemannbauen auf bolivianisch

4 Kommentare:

Mehmet hat gesagt…

La Paz ist wirklich beeindruckend. Als (2002) wir dort waren, haben die Indios für mehr Rechte demonstriert und es war eine gespannte Atmosphäre. Immerhin hat sich seitdem etwas getan.

Uns hatte es damals auf dem Weg von Copacabana nach La Paz erwischt (roher Fisch); mit unseren minimalen Spanischkenntnissen dachten wir, dass es sich um eine Spezialität handelt und wollten nicht unhöflich sein...
Das kann Euch ja wenigstens nicht passieren ;-)

Lieber Gruss und alles Gute weiterhin
Mehmet

Beat hat gesagt…

Hallo zäme. Vielleicht wurden die Magenverstimmungen gar nicht durch F or B (Food or Beverige) verursacht, sondern das viele rauf und runter über Tausende von Metern, was in Bauch, Gedärmen, etc. zu Luft- und sonstigen Gasblasen geführt hat .... also in Zukunft oft "Rülpsen", berndeutsch "Gorpsen", wer weiss, evtl. hilft es?! Nicht zuviel Waschen hilft vielleicht gegen Steckmücken ... wenn's denen stinkt, halten sie sich evtl. fern!? Gute Ratschläge aus der Ferne nützen wohl wenig, aber die Fotos und Beschreibungen sind wie immer sehr eindrücklich. Alles Gute und stramme Wadlis wünscht: Beat

Jeannine hat gesagt…

Hallo Zäme
bin schon froh, dass Ihr beide die Magen-Darm-Verstimmung ohne allzu grossen Energieverlust überstanden habt, denn so etwas kann bös Kräfte rauben!
Meine Bewunderung für Eure Leistung steigt von Mal zu Mal und hoffe, dass Eure Reise auf dem Sattel weiterhin ohne allzu grosse malheurs weitergeht.
Liebe Grüsse und weiterhin alles Gute
Jeannine

Tobi hat gesagt…

Na, Gott sei Dank sind Eure Mägen schnell wieder in Ordnung gekommen, so dass nicht einmal die Rute del Muerte euch was anhaben konnte?!

Bei uns wird es auch gerade kritisch um den 1. August herum wird der Nachwuchs irgendwann kommen!

Viele Grüße aus Berlin
Tobi

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