Montag, 18. Juli 2011

La Paz - Arequipa, verfolgt von Montezumas Rache

3.7 - 4.7.2011: Entlang dem höchsten schiffbaren See der Welt
Zum Glück ist Sonntag morgen als wir zu Sechst (wir, Alex & Fabrizio, Frédérique & Jerome) La Paz per Rad verlassen, somit ist der Verkehr auf der auf de 500 Höhenmetern von La Paz (3600m) nach El Alto (4100m) einigermassen aushaltbar. Dafür bekommen wir in El Alto die volle Ladung an Verkehrschaos, denn Sonntag ist Markttag in der Aymara-Metropole. So sind wir froh nach 3 Stunden diesem Moloch zu entkommen. Leider hat sich das Wetter immer noch nicht gebessert, so fahren wir bei teils starkem Regen und eisiger Kälte Richtung Titicaca-See bis nach Huatajata. Am nächsten Tag haben sich die Wolken verzogen, so bekommen wir entlich etwas von der wundeschönen Landschaft entlang des Titicaca-Sees (3820m) zu sehen. Sogar die Cordillera Real, die Bergkette hinter La Paz ist wieder in ihrer ganzen Pracht sichtbar. Nach 60Km und einer abenteuerlichen Fährpassage kommen wir in Copacabana an und quartieren uns in ein gemütliches Hostal ein. 

Isa auf dem Weg nach El Alto

Kleiner Hafen bei Huatajata: Wohl die höchstgelegene "Marina" der Welt

Kulturlandschaft am Titicaca-See

Königlicher Blick auf Titicaca-See und Cordillera Real

Fabrizio, Isa und Frédérique aud der rudimentären Fähre

Terassen aus der Inkazeit bei Copacabana

Blick auf Copacabana

Kirche der "Virgen de Copacabana"

5-6.7.2011: Copacabana und Isla del Sol
Wir hatten schon gedacht das leidige Thema "Magenverstimmung" können wir abhacken, da haben wir uns aber in der Hartnäckigkeit von Montezuma getäuscht :-( Kaum in Copacabana angekommen merkt Isa dass der Magen wieder "rebelliert" und sie somit für eine Bootsfahrt auf die Isla del Sol nicht zu haben ist. So zieht Philipp halt alleine mit den den 4 anderen Toureros die Isla del Sol zu erkunden. Nach 2.5-stündiger stürmischer Ueberfahrt von Copacabana kommen wir auf der Nordseite der Insel an wo wir sofort von einem Inselbewohner empfangen werden welcher uns (natürlich gebührenpflichtig) durch die Sehenswürdigkeiten der Insel führt, so etwa dem Titi Caca (Fels des Pumas), welcher eines der heiligsten Orte in der Inka-Mythologie sein soll. Bei der Wanderung zur Südspitze der Insel bekommen wir weitere Beweise der Geschäftstüchtigkeit der Inselbewohner, verlangt doch jede Dorfgemeinschaft am Wegesrand einen Wegzoll für jeden (der äusserst zahlreichen) Touristen. Nur für die Muna-Sträucher (einheimische Medizinalpflanze, hilft bei Verdauungsstörungen) am Wegesrand müssen wir zum Glück nichts bezahlen, und so sammeln wir eine ganzen Plastiksack voll von diesem Kraut, man weiss ja nie was noch alles kommt....Trotz der Schönheit der Landschaft ist Philipp am Abend froh diese sehr touristische Insel wieder verlassen zu können.

Cholitas am Hafen con Copacabana


Isla del Sol (3820m), nicht Karibik!

Inka-Opfertisch auf der Isla del Sol

Steilküste

Blick auf den Illampu (6500m)

Philipp und Fab beim Erlesen der gesamelten Muña

7-9.2011: Auf nach Peru
Nach einem Tag Erholung in Copacabana geht es Isa wieder besser und wir brechen zu Sechst auf Richtung peruanische Grenze. Uns war ein bisschen mulmig nach Peru zu fahren, denn wir haben aus den Medien und von entgegenkommenden Radlern erfahren dass in der Provinz Puno heftige soziale Unruhen ausgebrochen sind, da sich die lokale Bevölkerung gegen Projekte zur Ausbeutung von Gold- und Erdölvorkommen durch ausländische Firmen (ein Szenario dass sich in Südamerika unentliche Male wiederholt) zur Wehr setzt. Zum Glück hat sich die peruanische Regierung zu einem Moratorium durchringen können, somit sind bei unserer Einreise nach Peru alle Strassenblockaden verschwunden und wir fahren ohne Probleme bis nach Juli, der ersten grösseren Stadt in Peru. Juli ist auch bekannt als "das kleine Rom Südamerikas" und die 4 grossen Basiliken im romanischen Stil sind tatsächlich sehr eindrücklich. Nachdem wir uns in ein kleines Hotel einquartiert haben genehmigen wir uns in einer Polleria ein Pollo Frito & Papas fritas, etwas anderes gibt es in Juli nicht zu essen.


Auf dem Weg nach Juli

Juli: Romanische Kirche im "kleinen Rom Südamerikas"

10-11.7.2011: Der Leidensweg des Philipp
Philipp merkt schnell dass mit dem Pollo von Juli irgendetwas nicht stimmt! Doch leider ist es schon zu spät und auch Philipp kann Montezumas Rache (litterarische "Umschreibung" von Reisediarrhe in Südamerika) nicht mehr entgehen. Eine Nacht wandernd zwischen Bett und Kloschlüssel haben Philipp die letzten Kräfte geraubt, so werden die 80 völlig  flachen Kilometer bis nach Puno für ihn zu einer regelrechten Tortur. In Puno angekommen finden wir zum Glück in der Casa de Ciclista von Max Unterschlupf. Philipp ist froh ein bequemes Bett vorzufinden und nur noch zu schlafen.... Am nächsten Tag (die anderen Teilnehmer der "Gruppenradreise" haben das Pollo schadlos überstanden uns sind unterdessen weitergefahren), geht es Philipp ein bisschen besser und wir wagen uns mit Max auf den Markt in Puno. Max ist absolut angefressender Ciclisto und war sogar während einem Jahr Mitglied in einem dänischen Rad-Profiteam, jetzt hat er "nur" noch die Ambition sich für den Ironman Hawaii zu qualifizieren. Er erklärt uns dass Essen in einer Polleria in Peru sehr riskant sein kann, denn Kühlkette ist hier ein Fremdwort und dass Pollo ist eher "super frito", dass heisst wieder- und wiedergegrillt über Tage hinweg und dadurch optimale Brutstätte von allerlei Mikroorganismen..... tja Pollo frito ist für uns ab jetzt entgültig tabu ;-)

Schafstransport auf dem Weg zum Markt nach Puno

12-14.7.2011: Mit dem Bus nach Arequipa
Auch nach 2 Tagen Ruhe ist für Philipp an Radfahren nicht zu denken. Deshalb entschliessen wir uns mit dem Bus bis nach Arequipa zu fahren. Arequipa liegt 2000m tiefer als das Altiplano und hat dementsprechend das angenehmere Klima. Wir geniessen jedenfalls die Sicht von unserem Hostal auf die Altstadt und wieder einmal in T-Shirt und kurzen Hosen durch eine Stadt zu bummeln . Die Stadt erinnert auch von ihrer Bauweise, gepflegten Erscheinung und ihren Menschen eher an Spanien als an Südamerika. Nur die Szenerie mit 2 eindrücklichen Vulkanen (Misti und Chachani) ganz in der Nähe erinnert uns dass es eben doch Südamerika ist. Wir besuchen auch das mitten in der Stadt liegende Kloster Santa Catalina (UNESCO-Weltkulturerbe), welches bis in die 70er-Jahre eine für Nicht-Nonnen verbotene Stadt-in-der-Stadt war. 

Sicht vom Balkon unseres Hostals auf die Altstadt von Arequipa


Einer der zahlreichen Innenhöfe des Klosters Santa Catalina

Klosterfrauen (aus Spanien) auf Klosterbesuch

Kloster Santa Catalina und Chachani (6070m)

Plaza de Armas mit Kathedrale und Chachani

15-16.7.2011: Auf einen 6000er
Philipp hat sich mittlerweile wieder erholt und fühlt sich genügend fit sich seinen 6000er-Traum zu erfüllen. Zum Glück findet er mit Alex und Fabrizio (welche mittlerweile per Rad Arequipa erreicht haben) zwei Gleichgesinnte. So organisieren wir gemeinsam eine Tour mit Guide zum Vulkan Chachani (6070m). Doch leider hat Montezuma immer noch nicht genug! Diesmal ist Alex das Opfer, somit kommt für sie die Besteigung nicht in Frage. Da die Tour schon organisiert und bezahlt ist entschliessen Fabrizio und Philipp die Tour trotzdem zu machen. Zuerst führt sie ein 4x4 bis auf einen Pass auf 5000m. Von dort sind es noch ungefähr 2Stunden Marsch bis zum Basislager auf 5200m. Trotz unserer sehr guten Höhenakklimatisation merken wir die Höhe, jede Anstrengung bringt uns sofort ausser Atem. Um 16 Uhr liegen wir schon im Zelt und versuchen zu schlafen denn um 2 Uhr nachts geht es los mit der Besteigung. Bei Vollmond laufen wir in Serpentinen die schneefreie Nordflanke des Chachani hoch. Mit jedem Höhenmeter fällt das Atmen schwerer und die Luft wird kühler. Gegen die "Atemnot" kommen wir an indem wir bewusst tiefer und schneller atmen, die Kälte hingegen wird (trotz unserer sehr guten Ausrüstung) immer wie beissender bis wir beide die Hände nicht mehr spüren. Dumm nur dass man mit gefrohrenen Händen keine Photokamera bedienen kann ;-( Doch an Unkehren wollen wir nicht denken, nach einer kleinen Motivationsspritze von Philipp kurz vor dem Gipfel kann sich auch Fabrizio zu einer bemerkenswerten Willensleistung durchringen und so stehen wir nach 4,5 Stunden Aufstieg kurz nach Sonnenaufgang erschöpft aber glücklich auf unserem ersten 6000er und geniessen die wunderschöne Aussicht. Schon um 15h sind wir wieder zurück in Arequipa und erfreuen uns der Wärme. Dort erfahren wir dass die Damen (Alexandra & Isa) sich entschlossen haben Montezuma entgegenzutreten und der "Sache" mit einem Besuch bei einem Gastroenterologen auf den Grund zu gehen ..... ausführliche medizinische Berichte folgen im nächsten Post ;-)

Auf dem Weg zum Basislager

Unser Basislager auf 5200m

Inti (unser Guide) und Fabrizio kurz vor dem Gipfel

Erschöpft aber glücklich auf 6070m

Der Vulkan Misti (5800m) von "oben" gesehen

Blick beim Abstieg Richtung Ampato

17.7.201: Wieder mal auf dem Rad
Nach mehr als einer Woche ohne Rad wollen wir wieder einmal unsere Drahtesel "ausführen" und fahren Richtung Chili-Cañon. Im Gegensatz zum Umland ist der Talboden des Cañon mit grünen Feldern versehen, wunderschön zum Ansehen. Leider bleibt uns der Weg in den Cañon versperrt, eine Strasse gibt es zwar deren Benutzung ist aber nur Mitarbeitern der thermischen Kraftwerke (Abwärme des aktiven Vulkans Misti) erlaubt.

Der Talboden der Chili-Cañons: Eine grüne Oase

Panorama mit Chachani und Misti, in der Mitte der Chili-Cañon

3 Kommentare:

Jeannine hat gesagt…

Hallo Ihr 4 toureros!
bei jedem neuen Bericht bin ich mehr verblüfft!
Es ist "verrückt", was ihr alles unternehmt.
Ich hoffe und wünsche euch, dass Montezuma euch unterdessen verlassen hat. Ja, so Pollo kann einige versteckte Käfer in sich haben. Hoffentlich seit ihr wieder bei Kräften, das wünsche ich euch sehr!
Häbt Sorg und werdet nich übermütig!!
Ich denke viel an euch.Grüsse aus Murten
Jeannine

Beat hat gesagt…

Hallo zäme. Vielleicht müsst Ihr "Montezuma" mit Hochprozentigem bekämpfen. Spass beiseite: Ich bin froh, dass es Euch offenbar wieder besser geht und wünsche weiterhin gute Reise mit allen räderigen Antriebsgeräten. Betr. Titicaca-See: Ich habe gemeint, dort habe es Schilfinsel-Bewohner? Aktuell ist es bei uns wie bei Euch auf ca 4.321m/M am Mittag, nämlich ca 16°C.
Herzliche Grüsse. Beat

Heidi hat gesagt…

Hallo Isa und Philipp,
so, nun habe auch ich wieder mal Zeit Eure neuen Abenteuer und Fotos zu bewundern. Wahnsinn!!Aber irgendwie tönt's als hättet Ihr dringend Appenzeller-Nachschub nötig!( Adresse ?)
Wir waren 4 wundervolle Tage in Stockholm ( honeymoon) und haben daran gedacht dass doch Du Philipp mal über längere Zeit dort warst.Wir haben uns also überlegt ob wir die Pässe entsorgen und uns im schönen Hotel niederlassen sollen (-;
Liebe Grüsse,Heidi( and busy husband (-; )

Kommentar veröffentlichen

Pour vous aider à publier votre commentaire, voici la marche à suivre :

1) Ecrivez votre texte dans le formulaire de saisie ci-dessous
2) En dessous de Choisir une identité, cocher Nom/URL
3) Saisir votre nom (ou pseudo) après l'intitulé Nom
4) Cliquer sur Publier commentaire

Voilà : c'est fait.
Et un gros MERCI !!!!