Freitag, 29. Juli 2011

Durchs "Hinterland" in den Colca-Cañon

Wie im letzten Blog versprochen zuerst der letzte medizinische Bericht von der Montezuma-Front: Isa und Alex haben sich eine relativ harmlose E.Coli-Infektion aufgelesen, die "Käfer" wurden mit Antibiotika bekämpft. Philipp hat keine Ahnung was er aufgelesen hat ist aber auch wieder fit, womit wir uns wieder mit Freuden dem Radfahren zuwenden können, juhuii ;-)
19.7.2011
Nach einer Woche in Arequipa starten wir mit Proviant für 4 Tage zu unserer Radtour in den Colca-Cañon. Um nicht den selben Weg zurückzufahren auf dem wir nach Arequipa gekommen sind, entschliessen wir uns eine kleine Strasse südlich des Ampato zu nehmen, von der wir von einem anderen Tourero wissen dass sie extrem anstrengend aber auch wunderschön sein soll und uns direkt ins Herz des Colca-Cañon führt. Zuerst müssen wir aber aus der Millionenstadt Arequipa rausradeln, und dass im Montag-Morgen-Stossverkehr inmitten nervöser Pendler und ständig hupenden Taxis ... kurz ein Riesenspass ;-( Nach 20Km sind wir entlich wieder in der Natur und verlassen in Yura die asphaltierte Strasse um einer Minenstrasse ins Niemandsland zu fahren. Zu unserem Erstaunen treffen wir nach 20km Ripio wieder auf eine neue Asphaltstrasse die einem Cañon entlang langsam hochsteigt, das ganze ohne auf ein einziges Auto zu treffen.  Nach 62km und fast 1400 Höhenmetern stellen wir unser Zelt auf 3000m umgeben von Kakteen auf.
Das Profil unserer bergigen "Hinterland-Tour"

Auf dem "direkten" Weg Richtung Yura

Der Thermalort Yura, im Hintergrund der Chachani

Isa auf der Minenpiste ins trockene Niemandsland


20.7.2011
Beim ersten Tageslicht um 6Uhr stehen wir auf denn wir wissen dass uns eine happige Etappe erwartet. Zuerst geht es bis auf einen Pass auf 3600m, leider nicht mehr auf Asphalt sondern auf sehr holperigem Schotter. Vom Pass haben wir die Sicht auf das Tal von Huanca, durchzogen mit Bewässerungskanälen und kultivierten Terrassen aus der Pre-Inkazeit. Im Hintergrund sehen wir den schneebedeckten Ampato (6300m), ein athemberaubender Anblick. Nach einer Mittagspause im wunderschönen Dorf Huanca geht es weiter in einen Talkessel auf 2800m runter.....der Anblick der Strasse die auf der anderen Seite wieder hochgeht verschlägt uns fast den Atem: Doch irgendwie müssen wir da wieder hoch. Nachdem wir anstrengende 500 Höhenmeter wieder hochgefahren/gestossen sind, stellen wir unser Zelt auf einem Bergkamm auf 3300m auf, mit einem super Ausblick auf die umliegenden Cañons und Terassenfelder, welche zum Teil an den "unmöglichsten" Orten angelegt wurden.


Beim Aufstieg zum ersten Pass des Tages, ausser Kakteen waechst hier nicht viel

Huanca umgeben von gruenen Feldern, im Hintergrund der Ampato
 
Nicht nur im Wallis gibt es Bisses/Suonen ...
Da muessen wir wieder hoch ?
Mayestaetische Aussicht von unserem Zeltplatz


21.7.2011
Bis zum ersten Pass des Tages fehlen heute nur 300 Höhenmeter, ein Klacks ;-)  Vorbei am Dorf Taya schlängelt sich die Strasse in unzähligen Serpentinen bis nach Lluta, einem anderen Dorf inmitten eines dank Bewässerung grünen Tales. Dort angekommen werden wir sofort freudig von der Dorfbevölkerung begrüsst, den viele "Gringos/Touristen" bekommen sie hier nicht zu sehen. Vorallem Guillermo, der von den Dorfbewohnern "Señor Ingeniero" genannt wird ist sehr froh mit uns zu reden. Er ist eigentlich kein Ingeniero sondern Antropologe und arbeitet für eine Minengesellschaft welche in der Nähe eine Kupfermine aufbauen will. Um Probleme wie in Puno (siehe vorheriger Post) zu vermeiden, soll Guillermo Kontakte knüpfen mit der Dorfbevölkerung und sie auf "sanfte" Weise von den Vorzügen einer Mine in der Nähe überzeugen.... ein interessanter Approach. Im Dorf erfahren wir auch dass am Nachmittag der Lechero (Milchman) die Milch der Region in die fast 6 Stunden entfernte Molkerei Gloria bringt und uns ein Stückchen mitnehmen könnte. Diese Gelegenheit lassen wir uns natürlich nicht entgehen und kommen so in den Genuss einer Freiluftfahrt zwischen Milchfässern und anderen Dorfbewohnern. Nachdem uns der Lechero bei einer Kreuzung abgeladen hat, fahren wir noch etwas eine Stunde weiter bis auf 3500m, wo wir versteckt hinter eine alten Mauer unser Zelt aufschlagen.

Blick auf das Bergdorf Taya beim morgentlichen Aufstieg
Durchs begruente Tal nach Lluta
Der Dorfplatz von Lluta

Rein in den Milchwagen

Philipp geniesst die Freiluftfahrt ohne "Strampeln"


22.7.2011
Heute steht wieder eine happige Etappe an. Zwei Pässe auf über 4200m müssen erklommen werden. Die Strasse ist aber zum Glück nicht mehr so steil wie an den vorherigen Tagen und in einem etwas besseren Zustand, so schaffen wir es in ungefähr 6 Stunden und 1000 Höhenmetern nach Huambo, vorbei an wilden Hochebenen mit Vicuña-Herden und wunderschönen Ausblicken auf die 6000er der Region. Im Dorf ankekommen treffen wir zuerst auf eine Beerdigungs-Prozession welche Richtung Friedhof zieht.... mit der Konsequenz für uns dass das ganze Dorf wie ausgestorben ist und sich kein Alojamiento finden lässt. Nach ungefähr 3 Stunden Warten trudeln die Dorfbewohner langsam wieder ein und wir finden eine hübsche Unterkunft für die Nacht. 
Auf dem zweiten 4200er-Pass des Tages mit wunderbarer Sicht auf den Ampato
Vicuñas in beeindruckender Berglandschaft
 
Blick ins Tal von Huambo

Beim Warten auf die Dorfbevoelkerung haben wir Zeit den Dorfplatz von Huambo aus allen Perspektiven zu erkunden ;-)


23.7.2011
Auch am diesem Tag gibt es wieder keinen flachen Meter. Von Huambo (3300m) schlängelt sich die Strasse mehr oder weniger steil bis auf 4000m hoch. Die Ausblicke auf die begrünten Terassen und den Colca-Cañon entschädigen bei Weitem für die Anstrengung. Oben auf dem Pass freuen wir uns auf eine rasante Abfahrt nach Cabanaconde (3300m) ..... doch weit gefehlt: Die Strasse wird mit jedem Meter schlechter und erinnert zum Teil mehr an ein Flussbett; somit ist eher "schleichende" Abfahrt angesagt. Nach 3 Stunden Schütteleinlage und Dauerbremsen sind wir froh in Cabanaconde einzutreffen wo wir uns im Hostal Pachamama einquartieren und leckeren Alpaca-Ragout essen. Als Anmerkung: Während den 5 Tagen bis Cabanaconde sind uns nicht mehr als 10 Autos begegnet und kein einziger Tourist (ein echter Geheimtip für "Individualisten" ;-) ) in Cabanaconde ändert sich das schlagartig, denn hier treffen alle organisierten Touristengruppen von Chivay kommend ein.
Blick auf Huambo nach dem ersten knackigen Anstieg
Blick auf Terassen und den Colca-Canon im Hintergrund
Die Sicht auf der Abfahrt nach Cabanaconde entschaedigt fuer die miese Piste


24.7.2011
Nach 5 Tagen Radfahren schreien unsere Muskeln nach einer anderen Betätigung: Marschieren! So machen wir uns auf den (laut Peruanern) zweittiefsten Cañon (der tiefste ist der 100km entfernte Cotahuasi) zu erkunden. Wir laufen von Cabanaconde (3300m) in die Oasis de Sangalle (2200m) runter, nicht ohne vorher einer Dauernprozession von hochlaufenden Touristen zu begegnen. Zum Glück verhält sich der "allgemeine Tourist"  wie ein Herdentier und tut immer das gleiche zur gleichen Zeit wie alle anderen, somit sind wir unten in der Oase völlig allein und geniessen die Anlage mit Palmen, Liegestühlen und swimming pool. Nach einem kurzen Abstecher bis zum Rand des Colca-Flusses beginnen wir um 14h mit dem happigen Aufstieg zurück nach Cabanaconde. Doch dank unserer "Radel-Fitness" ist die Sache in weniger als 3 Stunden erledigt.
Tiefer Blick in den Canon runter beim Abstieg
Isa im Abstieg in den "zweittiefsten" Canon der Welt

Philipp geniesst das Plantsche-Becken in der Oasis Sangalle

Zuunterst beim Rio Colca
Isa im Blumenmeer der Oasis
25.7.2011
Auf dem ersten Asphalt seit Tagen fahren wir am Morgen los Richtung Mirador de los Condores (3800m), um dort ein weiteres Beispiel des Touristen-Herdentier-Phenomens beobachten zu können. Alle Touristenbusse halten zur gleichen Zeit am gleichen Mirador an, so "kämpfen" geschätzte 200 Touristen um den besten Platz um die Kondore und den Cañon bestaunen zu können. Wir kommen zum Glück auch noch ein paar Kondore zu sehen, uns wird der Trubel aber bald zuviel und wir fahren (mittlerweile wieder auf Schotter) weiter Richtung Chivay. Unterwegs treffen wir auf jede Menge anderer "touristerfreier" Miradore, welche spektakuläre Ausblicke auf die Schlucht und die an die Berghänge geklebten Dörfer erlauben. Nach 5 Stunden rauf und runter entlang dem Colca-Fluss kommen wir ziemlich erschöpft in Chivay an (3600m) wo wir erstmals ein Tag Pause einlegen bevor es weiter Richtung Cusco geht.
Mirador de los Condores: Kampf um die besten Plaetze

Frauen in der traditionellen Tracht des Colca-Tals

 Auch wir haben einen Kondor vor die Linse bekommen

Traumhafte Ausblicke auf das Colca-Tal

Isa am Abgrund

Isa bei der Fahrt durch einen staubigen unbeleuchteten Tunnel

Blick auf Yanque, im Hintergrund der Hualca Hualca (6050m)

3 Kommentare:

Beat hat gesagt…

Hallo Ihr To(u)reros Canonisti. Schon die Fotos sind ja irre und teilweise nur für Schwindelfreie. Aber dann erst die Höhenmezer, das ist wirklich nur für Froue u Manne mit Scheiche wie Eiche und Närve wie Velospeiche! Da lob ich mir die gemütlichen Suonen / Bisses im Wallis, wo nie allzu weit das nächste Beizli oder Brünneli wartet. Gut Rad und Schotter ohne Magengerumpel weiterhin wünscht Beat

Jeannine hat gesagt…

Hello again
beneidenswert schön!Ich staune immer wieder aufs Neue,auch über eure Kondition.Wünsche und hoffe,dass alles weiterhin gut geht.
Jeannine

Ruedi hat gesagt…

Hallo Isa und Philipp
Ich war heute auch auf dem (Renn)Velo unterwegs. Die Strassen um den Vully sind geteert oder betoniert und die Hoehenmeter machen auch muede Beine. Im Vergleich zu euren Taten ist das nur ein Klacks! Ich verneige mich vor euren Leistungen und bedanke mich fuer die tollen Bilder und Schilderungen. Ihr muesst ja so fit sein dass ich darueber nachdenke, euch fuer die TdS 2012 anzumelden - oder gleich den Ironman? Weiterhin gute Gesundheit ohne Chaeferli und liebe Gruesse von Monika, Adrian und Ruedi

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