Freitag, 25. November 2011

Ipiales nach Medellin, erste kolumbianische Eindrücke

1-5.11.11: Ipiales- Popayan, durch den wilden Süden Kolombiens
Unser erster Eindruck von Kolombien in und um Ipiales (2900m) ist eher "durchzogen": viele schäbige Gebäude, ein riesen Verkehrschaos und ein erstaunlich hohes Preisniveau (im Vergleich zu Bolivien, Peru & Ecuador). Doch schon bei der Weiterfahrt nach Pasto lernen wir die charmante Seite unseres letzten Reiselands kennen: Nette und hilfsbereite Menschen, wunderschöne andine Landschaften, jede Menge "Ciclistas" die mit ihren Rennmaschinen an uns vorbeiflizen oder für einen "Schwatz" ihr Tempo drosseln, gut ausgebaute und bewachte (bei jeder Brücke ein Militär-Checkpoint) Strassen. Nur für die zum Teil kriminellen Ueberhohlmanöver der kolumbianischen Truck-chauffeure können wir uns nicht so ganz erwärmen. Nach einer anstrengenden ersten Etappe (87km, 1730Hm) erreichen wir Pasto (2500m), wo wir erstmal einen Ruhetag einlegen.


Kurz nach Ipiales:Treffen mit Alleinradler Michel aus Kanada, 65 und topfit

Wilde Landschaften zwischen Ipiales und Pasto

Mangels Alternativen werden wir in Kolumbien definitiv zu PanAm-rider

Schoenes Andendorf kurz vor Pasto

Plaza central von Pasto

Nach Pasto steigt die Panamericana nochmals bis auf 2800m an bevor wir das kalt-nasse andine Hochland entgültig verlassen. In einer Abfahrt von 50km in einer wilden Canonlandschaft gelangen wir bis zum Rio Patio auf 500m. Nicht nur das Klima, auch die Menschen ändern total. Finden wir in Pasto noch die eher schüchternen Indigenas vor, leben entlang des Rio Patio hauptsächlich Menschen afro-amerikanischen Ursprungs. Die Lebensfreude ist diesen Menschen anzusehen, überall sind "heisse" Rumbo- , Merengue- und Salsarythmen zu hören, es kommt uns vor wie ein kleiner Vorgeschmack auf die Karibik. In El Remolino gönnen wir uns den Luxus eines Zimmers mit Klimaanlage .... zu dumm nur dass die ständigen Stromausfälle die Klimaanlage kaum je funktionieren lassen ;-(

Tiefe cañons praegen das Bild nach Pasto

Blick auf das Tal des Rio Patio

Der nächste Tag wird eine weitere Bewährungsprobe für unsere Hitzeverträglichkeit: während Philipp das Tropenklima in dieser sehr dünn besiedelten Region geniesst ist Isa froh um jeden schattenspendenden Baum. Nach 80 "heissen" Kilometern und einem Kettenriss bei Philipp erreichen wir El Bordo (900m), wo wir eine gute und preiswerte Unterkunft finden. Am Nachmittag ziehen Regenwolken auf und der Tropenregen lässt die Temperaturen ein bisschen angenehmer erscheinen. Das Regenwetter bleibt uns zu Isas grosser Freude auch am nächsten Tag treu, so bleibt uns eine Hitzeschlacht auf den sehr bergigen (mehr als 2000Hm!) 85Km bis nach Popayan (1800m) erspart. Nach 7 Stunden im Sattel kommen wir erschöpft in Popayan an, nur um festzustellen dass die Hauptstrasse vom Militär komplett abgeriegelt ist und dass auch sonst an jeder Ecke Soldaten herumstehen. Wir erfahren, dass am Tag zuvor in einer Militäraktion ungefähr 50km von Popayan entfernt der Chef der FARC, Alfonso Cano, aufgegriffen und getötet wurde und deshalb der Präsident Kolumbiens in Popayan eine Rede hält. Wir können nicht abschätzen welche Auswirkungen diese Aktion auf die allgemeine Sicherheitslage hat und beschliessen deshalb erstmals in Popayan zu bleiben um zu schauen wie sich die Situation weiterentwickelt.

Rio Patio

Nach dem Kettenwechsel naehert sich Philipps (Hand)Hautfarbe derjenigen der lokalen Bevolkerung an ;-)

In Kolumbien sind Fahrzuege da um beladen zu werden: entweder auf einer Chiva (Kolumbianischer Begriff fur Sammelbus mit Holzaufbau) ...

... oder auf einem ganz normalen PKW

dunkle Regenwolken vor Popayan

6 - 9.11.11 Popayan - La Tebaida
Wir geniessen 2 Ruhetage in Popayan (Hauptstadt der Provinz Cauca) und haben ausführlich Zeit die schöne Kolonialstadt zu besuchen. Leider fällt unser Aufenthalt auf ein verlängertes Wochenende und wir finden die Stadt wie ausgestorben vor. Fast alle Geschäfte sind geschlossen, es ist kaum ein offenes Restaurant zu finden, das einzige dass offen und gut gesucht ist (ganz im Gegensatz als in der Schweiz) sind die zahlreichen Kirchen. Auch die Sicherheitslage entwickelt sich leider nicht zum Positiven. War es in der Provinz Cauca sehr lange ruhig und sicher, hat die Tötung des "Maximo cheffe" der FARC die übrig geblieben Kämpfer zu einigen Rache-Bombenattentaten auf Polizeistationen und Ratshäusern in Dörfern in der Nähe verleitet. Wir wissen dass wir als Toureros nicht zur "Zielgruppe" der FARC gehören, trotzdem fühlen wir uns wohler die ehemaligen Stammlande der FARC zwischen Popayan und Cali möglichst schnell zu durchqueren und entschliessen uns deshalb die 140km bis nach Cali mit dem Bus zu fahren. Cali soll laut unseren Informationen kein lohnenswertes Ziel sein, so fahren wir am gleichen Tag noch 70km weiter bis nach Buga (900m), einem schönen Wallfahrtsort in der Provinz Valle de Cauca. Das erste Mal seit langem befinden wir uns im komplett flachem Terrain, so kommen wir auch am nächsten Tag fast 100km weit und erreichen La Tebaida (1100m) am Rande der zona Cafetera.

nicht umsonst wird Popayan die "weisse Stadt" genannt

Buga: viel Business mit Religion

Kurz vor La Tebaida wir es wieder bergig

10-13.11.11 : La Tebaida - Irra, die Zona Cafetera im kolombianischen Winter
Die Freude an raschem Vorwärtskommen in flachem Terrain war nur von kurzen Dauer, ab La Tebaida geht's wieder richtig zur Sache, mit vielen steilen Anstiegen. Wir bekommen auch den kolumbianischen Winter zu spüren, will heissen Dauerregen. Trotzdem geniessen wir die Fahrt durch die zona cafetera, vorbei an vielen Fincas im Kolonialstyl und zahlreichen Kaffee- und Bananenplantagen. Wir machen einen kleinen Abstecher nach Salento (2000m) einer kleinen Kolonialstadt am Fusse der Cordillera Central gelegen. Der Regen will nicht nachlassen, so entschliessen wir uns erstmal hier zu verweilen. Auch während unserem Ruhetag in Salento "schüttet es wie aus Kübeln". Diese riesigen Wassermassen führen in der Stadt Manizales ganz in der Nähe von uns zu einem dramatischen Erdrutsch mit mehr als 40 Toten. Das schlechte Wetter verunmöglicht leider auch den Besuch des Valle de la Cocora oder einer Kaffeeplantage. Länger abwarten wollen wir nicht, denn die Wetterprognosen lassen keine Verbesserung erahnen. So montieren wir unsere komplette Regen-Ausrüstung um die 50km bis nach Santa Rosa de Cabal (1700m) in Angriff zu nehmen. Auf dem Weg dahin müssen wir Pereira, das wirtschaftliche Zentrum der Region, zu durchqueren, eine Stadt die leider nur mit dem Attribut "hässlich" umschrieben werden kann. Auf dem Weg nach Santa Rosa kommen dafür in den Genuss einer strassenbaulichen Kurisität, will heissen einer Strasse die sich in einer 360°-Schlaufe (Halb Tunnel, halb Viadukt) den Berg "hochzirkelt". Wir erreichen unser Ziel schon um 13h, genügend Zeit also um die Thermen zu besuchen. In einer Chiva (kolumbischer Name für Sammelbus) erreichen wir die 8km entfernten Thermen von Santa Rosa de Cabal. Der Eintritt ist mit 15 USD/Person zwar ziemlich teuer, wir kosten aber bei diesem regnerisch-kalten Wetter das Plantschen in den 37-40°C warmen Becken am Fusse eines wunderschönen Wasserfalls in vollen Zügen aus. Am nächsten Tag haben wir seit langem wieder mal trockenes Wetter und erreichen in weniger als 3 Stunden Irra (700m), ein kleines Dorf am Fusse des Rio Cauca . Hier finden wir wieder Wärme, Sonnenschein und für 6 USD eine gute (wenn auch sehr kleine) Unterkunft.

Kolumbias Exportschlager: Kaffee

Typische Landschaft in der zona cafetera

Unsere Aussicht vom Hostal in Salento

Die Hauptgasse von Salento

Steigungen bewältigen geht auch ohne Haarnadelkurven

Die Thermen von Santa Rosa de Cabal, einfach herrlich ;-)

Platano, Arroz, Frijoles & Chuleta de cerdo, des Kolumbianers Lieblingsspeise

14-18.11.11: Irra - Medellin, auf Umwegen in die Stadt Pablo Escobars
Weiter geht es dem Rio Cauca entlang Richtung Norden. Die Strasse entlang des durch die zahlreichen Regenfälle braungefärbten Flusses ist wunderschön. Auch duzende von Ciclistos sind unterwegs und nehmen Photos von uns oder laden uns sogar zu einem Café ein. Nach 65km erreichen wir La Pintada, von wo die Strasse eigentlich das Tal verlassen würde um über einen 2500m hohen Bergkamm direkt nach Medellin zu gelangen. Uns hat aber die Strecke entlang dem Rio Cauca so gut gefallen, dass wir uns am nächsten Tag entscheiden dem Rio noch ein bisschen länger zu folgen, auch wenn dies einen "riesen Umweg" bedeutet. Wir bereuen diesen Entscheid keinesfalls, die Strecke von La Pintada, via Bolombolo nach Santa Fe de Antioquia ist wunderschön und fast verkehrsfrei. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich: Auenlandschaften, grosse Haciendas mit Bananenplantagen und enge Schluchten wechseln sich ab. Leider forderte auch hier der kolumbianische (Regen)Winter seine Opfer und wir sehen an vielen Orten Zelte wo Menschen untergebracht sind die ihre überschwemmten Häuser am Flussufer verlassen mussten. All dies ist leider nicht erstaunlich, wenn man sieht wie und vor allem wo hier in Kolumbien (wohl illegal) Häuser gebaut werden. Nach 2 Tagen erreichen wir Santa Fe de Antioquia (500m), bis 1850 die Hauptstadt der gleichnahmigen Provinz. Die Stadt ist mit seinen Häusern im Kolonialstyl, den Pflastersteinstrassen und den wunderschönen Hausportalen ein echter Hingucker, für uns die bis hierhin mit Abstand schönste Stadt Kolumbiens. Wir entscheiden uns hier einen Tag zu verbleiben um die zahlreichen Sehenswürdigkeiten (so zum Beispiel die Puente del Occidente, seineszeichens älteste Hängebrücke Südamerikas) zu besuchen.

Isa unterhaltet sich mit einem kolumbianischen Ciclisto

Valle de Cauca zwischen Irra und La Pintada

La Pintada

Rio Cauca

nochmals Rio Cauca


Viel Platz lässt Rio Cauca der Strasse nicht mehr

Tier-Harmonie

Puente del Occidente: radeln über die älteste Hängebrücke Südamerikas

Santa Fe de Antioquia schöne Gassen ....

und kunstvollen Portalen

Ab hier können (und wollen) wir Medellin nicht mehr umfahren. Früh morgens fahren wir in Santa Fe los, denn uns erwartet ein Anstieg von 500 bis auf 2000m um über einen Tunnel nach Medellin zu gelangen. Der Aufstieg ist zwar steil und anstrengend, führt aber auch durch eine sehr schöne und wilde Berglandschaft mit zahlreichen Wasserfällen. Durch den Tunnel dürfen wir mit dem Rad nicht fahren, ein netter Polizist hilft uns aber eine Mitfahrgelegenheit durch den Tunnel in einem Lastwagen zu organisieren. Auf der anderen Seite des Berges angekommen ändert sich die Landschaft schlagartig. Vom Tunnelausgang auf 2000m führt die Strasse entlang mehr oder weniger ansehnlicher Slums/Vororte direkt ins Zentrum 2.5Millionen-Stadt Medellins auf 1500m. Wir haben in Medellin einen Kontakt für eine Casa de Ciclistas, zu dumm nur dass sich diese in einem Vorort im Süden der Stadt befindet und wir im Norden in die Stadt hineingefahren sind. Dass heisst dass wir zuerst ganz Medellin durchqueren müssen. Danach stellen wir mit Schrecken fest dass der Vorort nicht im Talboden liegt sondern wieder einen happigen Anstieg beinhaltet. Als es dann auch noch in Strömen zu regnen beginnt und die Dämmerung immer näher kommt, steht es mit unserer Moral nicht mehr zum Besten, vor allem weil wir die genaue Adresse nicht kennen. Kurz vor Eindunkeln erreichen wir total durchnässt und erschöpft den Vorort San Antonio de Prado wo wir nach einigem Herumfragen den Bikeladen von unseren Gastgebern (Martha und Manuel Velasquez) finden. Dort werden wir wärmstens mit Kaffee und Brötchen empfangen nur um zu erfahren dass ihr Haus nochmals 3km weiter Oben am Berg auf über 2000m liegt. Kurz vor 20h und mehr als 2200Hm (neuer Rekord für uns) kommen wir entlich an und gönnen uns zuerst mal eine heisse Dusche, danach gibt es ein leckeres Nachtessen mit Frijoles und Chicharron de Cerdo Jetzt freuen wir uns erstmal auf eine Woche "Descanso" bei Martha & Manuel.

Auch auf dem Weg nach Medellin hinterlässt der Regenwinter seine Spueren

erster Blick auf Medellin

Dienstag, 1. November 2011

Hasta Luego Ecuador

16-19.10.2011: Banos-Quito, die Strasse der Vulkane
Nach 2 Ruhe- und Badetagen in Banos geht unsere Reise weiter Richtung Norden, während Annelies, Hannes und Ernest noch einen Tag verweilen wollen. Begleitet von der eindrücklichen Kulisse des Vulkans Tungurahua gelangen wir über neu asphaltierte und im besten ecuadorianschen Stil (will heissen ver.... steil) erbaute Nebenstrassen direkt nach Pillaro (2800m) und müssen nicht via Ambato auf die stark befahrene Panamerica. Bei der Weiterfahrt am nächsten Morgen erhaschen wir einen Blick auf den 6300m hohen Chimborazo (seineszeichens höchster Berg Ecuadors und dank seiner Nähe zum Aequator der am weitesten entfernte Punkt von der Erdmitte). In Salcedo angelangt gibt es keine Möglichkeit mehr der Panamericana auszuweichen. Zum Glück finden wir nach nur 10km Panamericana ab Latacunga eine kleine Nebenstrasse die zum Teil zwar unasphaltiert ist, dafür aber stressfreie Ausblicke auf den immer näher kommenden Volkan Cotopaxi (mit 5897m höchster aktiver Vulkan der Welt) bietet. In San Augustin de Callo (3100m), direkt am Fusse der Cotopaxi gelegen, erkundigen wir uns nach Uebernachtungsmöglichkeiten. Doch zu unserer Ueberraschung gibt es hier kein "touristisches" Angebot. Wir fragen deshalb bei der Schule nach ob wir unser Zelt im Innenhof der Schule aufstellen dürfen. Die meisten Schüler haben zwar die Schule schon verlassen doch die 5 Jungs des Abwarts reichen völlig aus um uns für den Rest des Nachmittags gehörig auf Trab zu halten. Unsere Fahrräder üben eine umglaubliche Faszination auf die "Rasselbande" aus und müssen natürlich ausprobiert werden (obwohl die Fahrräder eigentlich viel zu gross sind und die Kidz kaum die Pedale berühren können). Auch unsere restlichen Utensilien (vorallem das Zelt und die Fahrradhelme) werden bestaunt und ausprobiert.

Blick auf den Vulkan Tungurahua nahe Pillaro

Die Spitze des Chimborazo ragt aus den Wolken

Auf einer Nebenstrasse Richtung Cotopaxi

Philipp und seine "Rasselbande"

Die Kidz haben mehr Interesse am Zelt als am Cotopaxi

Am darauffolgenden Tag packen wir früh unsere sieben Sachen zusammen, denn schon um 7Uhr beginnen die Schüler wieder einzutrudeln. Von San Augustin sind es nur 5km bis zum Eintritt in den Nationalpark Cotopaxi. Zu unserer Ueberraschung bezahlen wir nur 2USD/Person Eintritt und nicht wie überall in den Reiseführern angegeben 10USD/Person. Wir erfahren später dass die Regierung von Präsident Correa entschieden hat die Preise für ausländische Touristen auf das gleiche Niveau wie für Ecuadorianer zu senken, sehr löblich finden wir (da sollte sich Madame Kirchner aus Argentinien mal ein Beispiel daran nehmen!). Ab dem Parkeingang steigt die sandige Piste langsam aber stetig an, um kurz vor dem Museeum des Nationalparks (3700m) sehr steil zu werden. Beim Museeum angekommen werden wir von einer Reisegruppe aus der Westschweiz bestaunt und mit Fragen durchlöchert. Danach besuchen wir das Museeum und staunen nicht schlecht als wir beim Herauskommen in unseren Fahrradhelmen zwei kleine "Callier-Schöggeli" vorfinden, vielen dank an den/die noble(n) Spender(in)! Nach weiteren 3Km erreichen wir die auf 3900m gelegene Laguna de Limpiopungo, wo wir mit Aussicht auf perfekten Kegel des Cotopaxi uns ein paar Thon-Sandwichs gönnen. Eigentlich wollten wir direkt im Park zelten, doch ab 13h bläst ein ziemlich unangenehmer Wind über die Hochebene am Fusse des Vulkans. So entschliessen wir uns weiterzuradeln und uns ausserhalb des Parks eine windgeschützte Stelle zu suchen. Kurz hinter dem Parkausgang entdecken wir eine wunderschöne Estancia, bei welcher man (laut Schild) auch campieren kann. Im luxurieusen Empfangsraum erfahren wir dass der Platz "etwas" abseits der Estancia sei aber problemlos mit dem Fahrrad zu erreichen sei. Wir erhalten sogar einen "Welcome-drink", bevor wir (die teuren) 9USD für das Campieren entrichten. Danach machen wir uns auf Richtung Campingplatz doch ausser Viehzäunen und Trampelpfaden finden wir nichts vor. Erst eine Mitarbeiterin der Estancia kann uns den richtigen Weg weisen, der aber mehr als 500m Fahrrad-stossen einen steilen Feldweg hoch beinhaltet. Völlig ausgepumpt kommen wir "Oben" an, wir finden zwar eine gedeckte Feuerstelle und Toilettenanlagen vor, aber nur 1.5 x 1.5m grosse Zeltplätze (völlig unausreichend für unser Tunnelzelt) und nirgens Wasser ... tja der Camping "El Porvenir" ist definitiv nicht zu empfehlen und das ist das letzte Mal das wir für einen Camping bezahlen ohne ihn vorher gesehen zu haben!

Auch kleine Sachen machen grosse Freude

Fahrrrad fahren am Fusse des Cotopaxi

Estancia El Porvenir: Wo ist der Camping-Platz?

 Irgendwo da Oben im Gebüsch ist er!

Wenigstens die Abendstimmung stimmt

Ein bisschen missmutig machen wir uns am nächsten Tag auf Richtung Machachi. Unsere Laune wird nicht besser als wir kurz nach El Pedregal die schlechte Erdpiste verlassen und auf eine noch schlechtere Pflastersteinstrasse abbiegen, die es problemlos mit den wildesten Abschnitten von Paris-Roubaix aufnehmen kann. Vor lauter Schlägen und Schütteln ist das Rad kaum zu kontrollieren und nach nur 10km schmerzen uns alle Glieder. Wir sind heilfroh mit intakten Rädern in Machachi anzukommen und wieder auf der zwar stark befahrenen aber asphaltierten und 3-spurigen Panamericana radeln zu können. Doch so schlecht der Tag begonnen hat so gut endet er: die Einfahrt nach Quito ist trotz Verkehr problemlos und wir finden sogar einen Fahrradweg durch die Stadt, im Stadtteil Mariscal werden wir von einem Journalisten des ecuadorianischen Fernsehens interviewt und schlussendlich werden wir von den Jungs von Construbicis und ihrer Casa de Ciclistas herzlichst empfangen.

Morgentlicher Blick auf den Vulkan Rumiñahui von El Pedregal

Schüttel, Schüttel, Abfahrt auf Kopfsteinpflaster

Cotopaxi again ..... diesmal kurz vor Quito

Quitos neuer Fahrradweg

20-25.10.2011: Quito oder Fahrrad fahren einmal anders
Die Casa de Ciclistas in Quito ist einfach genial (danke Silke für den Tip) ! Mitten in der Neustadt von Quito gelegen, bieten Carlitos, Daniel und Santiago Radnomaden wie uns (Nach 2 Tagen gesellen sich auch Annelies, Hannes und Ernest wieder zu uns) ein temporäres Zuhause überhalb ihres Bike-Ladens. Schnell freunden wir uns mit den Jungs an und erfahren viel über Quito und ihre Urban-Bike-Aktivitäten. So lernen wir die Bar "Cleta" (von Bicicleta) kennen, wo alles Intentar aus Radbestandteilen besteht. Philipp lässt sich dazu verleiten an einem Bikerennens in Form einer Schnitzeljagd durch die Altstadt teilzunehmen: muy divertido ;-). Am Sonntag wird für 6 Stunden die ganze Avenida Rio Amazonas für den Verkehr gesperrt und nur für Fahrräder freigegeben. Ein Angebot dass von tausenden, so auch uns, genutzt wird. Auch die exotische Sportart "Bikepolo" lernen wir kennen. Wir müssen aber feststellen dass unsere Reiseräder dazu nicht wirklich geeignet sind, so nimmt Philipps Hinterfelge beim Spiel einen derartigen Schaden, dass sie nicht mehr benutzbar ist. Zum Glück können die Jungs von Construbicis auch 28Zoll-Rennrad-Felgen (Mountainbikefelgen in diesem Format gibt es in Südamerika nicht) auftreiben. Sicherheitshalber entscheiden wir uns die neue schmale Felge bei Isabelle's Vorderrad zu montieren (tja Isabelle hat definitiv weniger Gewicht und auch einen sorgsameren Umgang mit dem Material als Philipp), dass heisst 2 Räder demontieren und wieder neu einspeichen .... gutes "Radbautraining" für Philipp ;-). Doch nicht alles "dreht" sich um die Räder: wir besuchen natürlich auch die Sehenswürdigkeiten von Quito (übrigens amerikanische Kulturhauptstadt 2011) und staunen über die prachtvollen Kolonialbauten und Kirchen und die vielen Parkanlagen. Des weiteren wollen/müssen wir auch um die Heimreise in die Schweiz organisieren .....tja am 15.12.2011 wird unsere Tour de Rêve in Cartagena an der Karibik definitiv zu ihrem Ende kommen :-(.


Isabelle in Begleitung von Daniel und Hund Matilde 
auf der für ciclistas gesperrten Avenida Amazonas

Bikepolo ... ein riesen Spass

Sicht auf die Altstadt vom Kulturzentrum Itchimbia

Street(wear)art

Die eindrückliche Kuppel der Iglesia San Francisco 

Blick von der Kathedrale

Plaza San Francisco mit Postern zu Ehren des Jahres der Afro-Amerikanes Ecuadors

kleine Fairwell-Party in der Casa de Ciclistas

Vielen Dank Carlitos, Daniel, Santiago und Henry, .... estaba super chévere ;-)

26-28.10.2011: Quito - Otavalo, zurück in die nördliche Hemisphäre
Gerne wären wir noch länger bei den Jungs von Construbicis geblieben, doch wenn wir unser entgültiges Ziel, Cartagena, noch radelnd erreichen wollen, wird es Zeit für uns wieder aufzubrechen. Die Herausfahrt aus Quito ist dank einer Schnellstrasse nach Cayambe völlig problemlos. Ab Cayambe folgen wir dem "Chaquiñan", einem neu angelegten Fahrradweg der durch viele Schluchten und etliche Tunnels der alten Geleisetrasse der Strecke Ibarra-Quito folgt. In Zaruqui ist Schluss mit Lustig und wir müssen wieder auf die "heissgeliebte" Panamericana (die sich hier in einem üblem Zustand befindet). In El Quinche haben wir genug vom stehten Auf und Ab, dem Verkehr und Schlaglöcher-Slalom und finden ein gutes und günstiges Hostal mit super Dusche ( sprich kontinuierlich warmes Wasser in vernünftiger Menge -> keine Selbstverständlichkeit in Südamerika) und riesen TV-Screen ( -> das schon eher). Tags darauf folgen wir weiter der PanAm, die zum Glück ab Cuzubamba wieder besser wird. Kurz vor Cayambe überqueren wir den Aequator, nicht ohne vorher (auf Bitte von Alex & Fab ;-)) mit GPS die korrekte Lage des Denkmals überprüft zu haben, Fazit: 200m zu weit südlich, jedenfalls wenn man (Achtung Geodätengeschwafel!) den Aequator des WGS84-Ellipsoids als Referenz nimmt. Danach folgt noch ein kleiner Pass auf 3100m von wo wir am Vulkan Imbabura (4600m) und der Laguna San Pedro vorbei nach Otavalo (2500m) runterdüsen können.

Blick zurück nach Quito

Chaquiñan oder fahren auf Gleistrasse

Blick auf den Vulkan Cayambe (5790m) kurz nach Cuzubamba

Durch den Aequator getrennt

Der GPS-Beweis: Lat. N0.00001° 

Vulkan Imbabura bei Otavalo

In Otavalo entscheiden wir uns einen Tag zu bleiben. Nicht (um wie die meisten Touristen hier) den sehr bekannten Souvenir-Markt zu besuchen sondern um einen Radel-Ausflug zu der Laguna Cuicocha zu machen. Der Kratersee auf 3000m ist am Fusse des Vulkans Cotacachi (4939m) gelegen und beeindruckt durch seine steilen Wände der Caldera und den 2 Inselchen, die von späteren Eruptionen stammen. Auch die schöne Flora, die Sicht auf das Tal von Otavalo und die Vulkane belohnen uns für den (selbst ohne Gepäck) happigen Aufstieg.

Laguna Cuicocha

Blick vom Kraterrand auf Otavalo und Umland

Blumenpracht am Kraterrand

29-31.10.2011: Otavalo - Ipiales, zur kolumbianischen Grenze
Wir verlassen Otavalo an einem Samstag Morgen, dass heisst Viehmarkt. Dieses Spektakel will sich Philipp nicht entgehen lassen. Tatsächlich ist der sehr geschäftige Markt am Rand der PanAm mit seiner Mischung aus Kuh-, Ziegen-, Schwein-, Meerschwein-, Huhn-, Ente-, Katze-, Hunde- und Eiscreeme-Verkäufern und den vielen bunten Indigena-Trachten sehr amüsant anzusehen. Ein bisschen störend nur dass das ganze auch ein bisschen den Anschein eines Menschen-Zoos hat, denn auf einer Anhöhe stehen mindestens 50 Touristen (hmmm ... da gehören wir ja auch dazu) und suchen mit ihren Riesenobjektiven nach dem perfekten Souvenirbild (am besten Indigena-Frau mit Schwein und Kind). Weiter geht unser Weg auf der PanAm an Ibarra vorbei ins heisse Chota-Tal, wo die meisten Bewohner afro-amerikanischer Abstammung sind. In Ambuqui (1700m) angelangt mieten wir uns eine nette Cabana (mit Swimmingpool) und verbringen den Rest des Tages mit Chillen und .... Blog schreiben. Am Sonntag erwartet uns zuerst ein Anstieg von 20km grünen Chota-Tal bis auf ein Hochplateau nach Bolivar (2700m). Doch auch danach halten uns das ständige Auf und Ab und der immer stärker werdende Gegenwind von einem raschen Vorankommen ab. So sind wir in San Gabriel nach nur 48km aber 1500 Höhenmetern ziemlich "auf den Felgen" und sind froh eine akzeptable Unterkunft zu finden. Auch der letzte Tag radeln in Ecuador beinhaltet nochmals die "typisch ecuadorianischen" steilen Anstiege und Abfahren. Die Nähe zu Kolumbien wird aber spürbar: erstens in der Präsenz von immer mehr "richtigen" Radfahrern (auf rassigen Rennmaschinen mit hautengen Hosen und Shirts ;-), zweitens in der Häufung von Warnhinweisen für etwelche Drogenschmuggler. Nach 31 Tagen und 1193km ist es soweit, beim Grenzübergang Tulcan/Ipiales verlassen wir Ecuador (welches wir als sehr angenehmes Reiseland empfunden haben) und freuen uns auf neue Radabenteuer in Kolumbien.

Was soll ich kaufen: Ein Schwein oder doch ein Eis?

Frau in der Otavalo-Tracht 

Blick auf das Chota-Tal kurz nach Ibarra

Pool zum relaxen in Ambuqui

Sicht auf das obere Chota-Tal beim Aufstieg nach Bolivar

Kurz vor Tulcan: Auch am letzten Tag zeigt sich Ecuador nochmals von seiner grünen Seite

Isa auf der Grenzbrücke