Mittwoch, 30. März 2011

Mystisch schöne (harte) Carretera Austral

26.2.2011

Nachdem wir uns 2 Tage in einer kleinen Estancia von der abenteurlichen Grenzübertritt erholt haben (siehe vorheriger Post), geht es mit einem Boot bis nach Villa O'Higgins, von wo wir die 1200km der Carretera Austral in Angriff nehmen wollen. Die Strasse wurde auf Befehl von General Pinochet erbaut, um vorallem gegenüber Argentinien militärische Präsenz zu markieren, da sich die beiden Länder bis vor kurzem nicht auf die Grenzen in Patagonien einigen konnten.

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Estancia Mancilla am Ufer des Lago O'Higgins

Fahrrad reinigen auf die "bequeme" Art vor der Ueberfahrt nach Villa O'Higgins

Bei unserer Ankunft in Villa O'Higgins sind wir überrascht dass ein Hostal-Besitzer uns schon zu kennen scheint (jedenfalls unsere Namen), doch unser Bekanntheitsgrad klärt sich bald auf. Fred & Jérome, zwei Toureros aus Frankreich welche wir in Puerto Natales kennen gelernt haben und welche wir schon viel weiter im Norden erwartet haben, sind in Villa O'Higgins hängen geblieben, da ihnen der Hostalbesitzer Arbeit angeboten hat. Dank ihnen kommen wir in den Genuss eines exklusiven Jacuzzi mit lokalem Gerstensaft, mit anschliessendem Lammbraten: der perfekte Einstieg in die Carretera Austral;-)

Jacuzzi in Begleitung von Fred & Jérôme
27.2.2011
Unsere ersten Tage auf der Carretera Austral verlaufen so wie wir es erwartet/befürchtet haben .... in Begleitung von Dauerregen geht es steil auf und ab auf einer mehr oder weniger fahrbahren Piste. Doch in den kurzen Momenten wo die Sonne hervorkommt, offenbart sich die ganze Schönheit dieser wilden und komplett unberührten Landschaft.

Grashalme tanzend im Wind bei Villa O'Higgins

Gletscher im Sonnenlicht

Meistens sieht es aber eher so aus, das heisst man sieht nicht wirklich viel

Nach 2 Tagen kommen wir an den Rio Baker, den grössten Fluss Chiles. Die vielen Regenfälle haben den Fluss stark anschwellen lassen. Ein paar Tage nach unserer Durchfahrt musste die Strasse sogar deswegen geschlossen werden.

Strasse entlang des Rio Baker mit Hochwasser

An Wasser mangelt es nicht an der Carretera Austral. Zeltplatz in der patagonischen Wildnis.

Nach 4 Tagen erreichen wir Cochrane, dass zum Glück ein trockenes Mikroklima aufweist, da der Ort durch hohe Berge vom Pazifik geschützt ist. Wir geniessen es an einem Ruhetag die Sonne wieder zu sehen und vorallem all unsere Sachen zu trocknen.

Je näher wir Cochrane kommen, je trockener wird es.

4.3.2011
Bei strahlend blauem Himmel geht es wieder los dem Rio Baker entlang Richtung Lago General Carrera, dem zweitgrössten See Südamerikas. In diesem Abschnitt ist der Fluss unglaublich schön mit seinem türkisfarbenen Wasser, wilden Schluchten und Stromschwellen.

Das unberührte Flussbeet des Rio Baker

Leider ist all diese Schönheit in grösster Gefahr. Ein grosses Staudammprojekt ist geplant um Strom zu produzieren. Wasserkraft ist ja sauber und nachhaltig als Energieträger, wenn aber diese Energie ausschliesslich für die metallurgische Industrie 3000km im Norden von Chile vorgesehen ist, wo 360 Tage im Jahr die Sonne scheint (Solaranlagen liebe Herren?), erscheint der lokalen Bevölkerung (und auch uns) die Zerstörung einer der letzten völlig unberührten Regionen der Welt als höchst fragwürdig. Falls euch dieser Kampf der Menschen aus Patagonien gegen die Energiemultis interessiert, besucht doch ihre Webseite: Patagonia Chilena sin Represas.

Patagonia chilena sin represas! (Patagonien ohne Staumauern!)

Lago General Carrera

5.3.2011
Der Tag beginnt wieder mit strahlend blauem Himmel. Es ist auch entlich so warm das wir zum ersten Mal seit Beginn unserer Reise die kurzen Radhosen anziehen können. Uebermotiviert rasen wir richtig gehend über die zahlreichen Schlaglöcher, doch leider kann diesem Tempo Mensch und Maschine nicht standhalten. Als erstes verliert Isa irgendwo auf der Strecke eine Vorderbremse, die wir trotz intensiver Suche nicht wieder finden. Somit geht es halt weiter ohne Vorderbremse.


Hier war die Bremse noch dran ;-)

Danach macht sich die Schulter von Isa mit einem stechenden Schmerz zu bemerken... In Rio Tranquillo angekommen, können wir zum Glück das "Bremsproblem" lösen. Ein Chilene, der uns eigentlich eine Bootstour andrehen wollte hat zufällig ein altes Rad im Garten von welchem er die Bremse abmontiert und uns schenkt....Super nett diese Chilenen! Danach können wir auch das "Schulterproblem" dank einem Massageservice in einer Luxusherberge einigermassen lösen. Doch da taucht schon das nächste Problem auf! Als Isa von der Masseurin bearbeitet wird möchte Philipp ein bisschen mit dem eigens aus der Schweiz mitgebrachten Netbook im Web surfen: Doch das Ding lässt sich nicht mehr einschalten! Die vielen Schläge beim Radfahren auf der Piste waren wohl dem Laptop zuviel des Guten.... Nach so vielen Problemfällen an einem Tag entschliessen wir uns zuerst mal einen Tag Pause zu machen und suchen uns einen schönen Camping direkt an See.

Sicht vom Camping in Rio Tranquillo auf den aufziehenden Sturm über dem Lago General Carrera.

Erholung vom "Problemtag"

7.3.2011

Nach einem Tag Pause geht es weiter dem See entlang mit Sonne aber auch mit immer wie stärkerem Gegenwind. Es geht weiterhin vorbei an einer eindrücklichen Natur wo der Mensch noch kaum Spuren hinterlassen hat.

Lago General Carrera

Rio Muria

Nach einem kleinen Pass kommen wir an die Ufer des Rio Ibañez. Das ganze Tal ist übersät mit verkohlten Bäumen, dieser Bosque Muerto (Toter Wald) stammt vom Ausbruch des Vulkans Hudson im Jahre 1991.

Kleiner Pass

Bosque Muerto mit Vulkan Hudson im Hintergrund

8.3.2011

"Nur noch 35 Km Ripio dann kommt Asphalt", sagen wir uns zur Motivation. Doch diese letzten Schotter-Km haben es noch einmal in sich und verlangen uns alles an Fahrtechnik ab, doch (wie fast immer) entschädigt uns die schöne Landschaft für die zahlreichen Rippen und Schlaglöcher die wir zu erdulden haben.

Landschaft bei Villa Cerro Castillo

In Villa Cerro Castillo angekommen "feiern" wir 500km Ripio (Schotterstrasse) am Stück mit einem guten Burger in einem in ein Restaurant umgebauten Bus.

Asphalt, ich komme!!!!!

Burger-Bus in Villa Cerro Castillo

Ab diesem Moment ist zwar die Strasse asphaltiert, dafür gehts mit den Höhenmetern richtig zur Sache. Wir klettern 700m hinauf auf einen Pass auf 1120m (höchster Punkt der Carretera Austral) wo uns Regen und stürmischer Wind erwartet.

Aufstieg zum Pass

9.3.2011

Es fehlen eigentlich nur 60km asphaltiert und bergab bis Coyhaique (mit 50'000 Einwohnern grösste Stadt in der ganzen Region), also eigentlich eine lockere Etappe. Doch was werden die anstrengend!! Der Wind bläst so stark und ist so böig, dass an Radeln kaum zu denken ist. Nach 15km im Gegenwind haben wir eigentlich keinen Bock mehr auf Fahrrad und wir versuchen es zum ersten Mal auf unserer Reise mit Autostop (soll laut anderen Toureros auch mit Fahrrad ganz gut funktionieren, da hier alle Pickups haben). Doch bei uns klappt das nicht so richtig, so fahren/schieben wir halt weiter. Nach fast 6 Stunden kommen wir oberkaputt in Coyhaique an, wo wir uns erst Mal einen Tag ausruhen.

Auf dem windigen Weg nach Coyhaique

11.3.2011

Die Reise geht weiter Richtung Norden nach Villa Manihuales wo wir in den Genuss unserer ersten "Casa de cyclistos" kommem. Jorge, der Velotourero-Fischer (so nennt er sich selbst) empfängt uns in seinem Haus, wo er extra für Toureros wie uns ein Zimmer eingerichtet hat. Dort lernen wir auch 3 Franzosen und einen Japaner kennen und verbringen einen gemütlichen Abend. Vielen Dank Jorge!

Auf dem Weg nach Villa Manihuales

Profil der Carretera Austral aufgezeichnet in der Casa de ciclistos. Den Teil rechts haben wir schon hinter uns.

12-15.3.2011

Nach einem eher trockenen Mikroklima rund um Coyhaique wird die Gegend Richtung Puerto Cisnes wieder regnerisch. Der Wald verwandelt sich mehr und mehr in einen regelrechten Urwald und die Strasse ist gesäumt von der Nalca-Pflanze (auch Mammutrabarbher gennant) mit Blätter mit einem Durchmesser bis zu 2m. Auch die Gletscher werden wieder mächtiger und stürzen sich zum Teil abenteuerlich in die Tiefe.

Blick auf den Quelat-Gletscher

Mammutrabarbher

Philipp geniesst zur Abwechslung mal warmes Nass (40°) in den Thermen von Puyuhuapi

16-18.3.2011

Der Regen will uns leider in diesen Tagen nicht mehr verlassen, was uns doch ein bisschen aufs Gemüt schlägt. In Junta entschliessen wir uns kurzfristig die Carretera Austral ein bisschen früher zu verlassen und ein Schiff Richtung Insel Chiloé zu nehmen. Das heisst anstatt 200km Schotterpiste bis Chaiten nur noch 70km bis zum Pazifik ins Fischerdorf Raul Marin Balmaceda radeln.

Entlang des Rio Palena nach Raul Marin Balmaceda

Sanddünen bei Raul Marin Balmaceda

Die Fahrräder warten darauf auf die Fähre verladen zu werden

Wir verlassen die regenreiche Küste der Region Aysen ....

... um an der regenreichen Küste der Insel Chiloe (Quellon) zu landen.

19-21.3.2011

Wind und Regen bleiben uns auch auf Chiloe treu, so schenken wir uns die 100km von Quellon bis Castro und nehmen den Bus. Viel verpasssen tun wir sowieso nicht, die Landschaft gleicht ein bisschen Irland mit einem Schuss Galizien nur (noch) regnerischer und ungepflegter. Castro ist die Hauptstadt der Insel Chiloe und seine "Palafitos" (Häuser auf Holzpfählen) stehen auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste, wie übrigens auch 13 Holzkirchen auf der Insel. An den folgenden Tagen radeln wir in Begleitung des Regens zuerst nach Dalcahue (wunderschönes Fischerdorf) und danach nach Ancud in den Norden der Insel.

Holzkirchen von Castro, Dalcahue et Achao.

Die Palafitos von Castro bei Flut und Ebbe

Fischerboote bei Dalcahue

22.3.2011

Wir glauben es kaum: Wolkenloser Himmel! Nach fast einer Woche mit jeder Menge Regen ist dies ein echter Genuss. Wir verlassen die Insel Chiloe auf der berühmten und in im Gegensatz zur Carretera Austral äusserst verkehrsreichen Panamericana. Bei Chacao setzen wir mit einer Fähre auf das Festland über um danach nach Puerto Montt zu radeln.

Ferry zwischen Chiloé und Festland

Costanera de Puerto Montt

In Puerto Montt machen wir erst mal Pause und müssen leider auch die Hoffnungen unser Netbook reparieren zu können entgültig begraben. Wir können aber wenigstens alle Daten auf dem Rechner sichern und schauen uns nach einem Ersatz-Netbook um.

Bis zum nächsten Meteobericht aus Chile ;-)

Isa & Philipp

Donnerstag, 3. März 2011

Mit Bus zurück zu Start

Was bei einem Brettspiel wie eine Strafe klingt war Teil unseres ursprünglichen Plans von Ushuaia wieder an unseren Ausgangspunkt, El Calafate, zurückzukehren. Die etwas spannenderen Optionen als Bus, z.B mit dem Schiff via Puerto Williams und Punta Arenas nach Norden zurückzukehren, haben sich schnell als unmach- oder unbezahlbar herausgestellt. Doch vor unserer Rückreise geniessen wir eine Woche in der Stadt "am Ende der Welt".

Sicht auf Ushuaia und den Canal Beagle vom kleinen Skigebiet oberhalb der Stadt aus

Ushuaia Beach: Luft 15°, Wasser 8°

8.2.2011

Gleich hinter Ushuaia beginnt der Nationalpark Tierra del Fuego, welchen wir mit einem kleinen Trek erkunden wollen. Trekking scheint aber in Ushuaia nicht so der Renner zu sein, somit war es recht schwierig eine machbare Route für eine Mehrtagestour zu finden. Nach intensivem Kartenstudium entscheiden wir uns dann mit Nina aus Neuseeland und Nina aus Deutschland das Massiv des Glaciar Martial zu umwandern. Der Einstieg in diese Route befindet sich ausserhalb des Parkes und ist deshalb nicht markiert, doch dank ein paar Waypoints im GPS finden wir den Weg in den Canadon de la Oveja schlussentlich. Nach etwa 3 Stunden Marsch erreichen wir den Paso de la Oveja auf 850m. Am Abend schlagen wir unser Zelt an einem wunderschön gelegenen Bergsee (Laguna del Caminante) auf.

Gut gelaunt beim Start der Wanderung beim Camping

Richtung Canadon de la Oveja

Auf dem Paso de la Oveja

9.2.2011

Bei strahlend blauem Himmel geht es am nächsten Tag weiter das Valle del Andorra herunter. Ueberall sind Spuren von Biebern (Staumauern, Bieberburgen) zu sehen. Bieber sind zwar "putzige Tierchen", stellen aber auf Feuerland ein echte Plage dar, da sie keine indigene Spezies sind sondern importiert wurden. Sie haben auch keine natürlichen Feinde und vermehren sich daher rasend schnell. Obwohl wir am gleichen Tag auch Ushuaia wieder erreichen könnten entschliessen wir uns noch eine Nacht in der Wildniss zu übernachten und zelten am Ufer der Laguna Encantada.

Laguna del Caminante

Gleichgewichtsübungen

Im Valle de Andorra

Bieberburg an der Laguna Encantada

10.2.2011

Am Morgen werden wir für unser "Ausharren" in der Natur mit einem wunderschönen Regenbogen über dem Valle de Andorra belohnt, darauf geht es aber entgültig zurück in die Zivilisation, die letzten Kilometer werden wir von einem freundlichen Pastor in seinem Auto mitgenommen.

Mehr Bieberspuren

Regenbogen über dem Valle de Andorra

11-12.2.2011

Die letzten Tage vor unserer Rückreise widmen wir der Stadt, seiner Museen und der lokalen Braukunst. Vorallem das Museo del Presidio (die alte Strafkolonie von Ushuaia) hat es uns angetan. Ein Teil des Museeums widmet sich der unzähligen Schiffsunglücke rund um das Kap Horn, ein anderer Teil widmet sich der Antarktisexpeditionen, die meistens in Ushuaia gestartet wurden. Doch am meisten berührt hat uns das wir im Museeum die Orginialdrehorte des Filmes "El Viaje" (Argentinen,1992) gefunden haben. Dieser Film haben wir vor unserer Abreise nach Südamerika gesehen. Der Film handelt von einem Jungen in Ushuaia der eines Tages entschliesst mit dem Fahrrad nach Norden zu fahren um seinen Vater zu suchen.

Das Gefängnissmuseeum in Ushuaia

Blick vom Hafen von Ushuaia

Bier vom Ende der Welt, mucho gusto ;-)

13-14.2.2011

Nachdem wir uns von den beiden Ninas (mit welchen wir für mehr als 2 Wochen unterwegs waren und eine super Zeit verbracht haben) verabschiedet haben, brechen wir am Morgen des 13.2 bei strömendem Regen unsere Zelte ab und nehmen den Bus Richtung El Calafate. Die Busfahrt dauert insgesamt fast 20 Stunden wobei wir mindestens ein Drittel der Zeit mit Warten an irgendwelchen Grenzposten verbringen. Grenzübergänge mit dem Fahrrad zwischen Argentinien und Chile sind einigermassen unkompliziert, doch als Busreisende müssen wir feststellen es das beide Länder es mit den Kontrollen sehr ernst nehmen. Da Ushuaia über den Landweg nur via Chile erreichbar ist, müssen wir das ganze Kontrollspektakel vier Mal (Ausreise Argentinien, Einreise Chile, Ausreise Chile, Einreise Argentinien) über uns ergehen lassen. An folgenden Tag in El Calafate werden wir dafür aber mit einem super Konzert von Leon Griego (argentinischer "Nationalbarde") und einem Feuerwerk belohnt, welches die Stadt zum Anlass des "134jährigen Jubiläums der Bennennung des Lago Argentina" (Tja, jeder Anlass ist gut genug für eine Fiesta ;-)) ausrichtet. Am Tag darauf bekommen wir sogar kurz die Staatpräsidentin von Argentinen, Madame Kirchner, zu sehen, welche einen Paseo zu Ehren ihers verstorbenen Ehemannes (vorheriger Präsident Argentiniens) einweiht.

Die Pampa aus der Busperspektive

Bye bye Tierra del Fuego

Feuerwerk zur 134jährigen Benennung des Lago Argentino in El Calafate

15.2.2011

Da wir uns so an Busfahren gewöhnt haben, entscheiden wir uns die 250km Pampa nach El Chalten zu "schenken" und und diese Strecke auch mit dem Bus zurückzulegen. Somit erreichen wir nach 3 Stunden (und nicht 3-4 Tage wie mit dem Rad) die "Captial National del Trekking" am Fusse des Fitz Roy. Bei den Guardaparques erfahren wir das die nächsten Tage aussergewöhnlich gutes Wetter sein soll. Daher entscheiden wir uns dieses Zeitfenster sofort auszunützen und stürzen uns in die Planung unserer nächsten Mehrtagestour.

Auf dem Weg Richtung El Chalten

16.2.2011

Wie vorausgesagt herrscht Kaiserwetter und schon nach 1 Stunde Marsch Richtung Laguna Torre können wir zum ersten Mal die äusserst eindrückliche Bergkulisse rund um den Fitz Roy (3400m) bestaunen. Vorallem die Felsnadel des Cerro Torre (3100m) ist atemberaubend in ihrer Wildheit und Kühnheit. Es ist für uns kaum vorstellbar das dieser Berg bekletterbar ist, und trotzdem wurde er 1978 zum ersten Mal ganz bezwungen, wenn auch unter Verwendung eines Presslufthammers. Am Abend zelten wir am Ufer des Rio Fitz Roy im Campamento de Agostini.

Und los geht's

Cerro Torre und Fitz Roy

Blick auf den Cerro Torre: Wie kann man da hochklettern?

17.2.2011

Motiviert durch das super Wetter sind wir schon um 6h30 wach und werden dafür mit einem Frühstück vor dem Cerro Torre "im Morgenlicht und Daunenjacket" belohnt. Danach brechen wir auf Richtung Mirador Maestri um uns diesen Berg aus der Nähe anzusehen. Am Nachmittag geht der Trek weiter Richtung Campamento Poincenot, entlang der Laguna Hija bekommen wir auch den Fitz Roy in seiner ganzen Pracht zu sehen. Nach einem weiteren kleinen Ausflug Richtung Laguna Sucia beschliessen wir diesen Tag.

Früh morgens: Nur die Spitze des Cerro Torre schaut heraus

Richtung Mirador Maestri

Der Fitz Roy in seiner vollen Pracht

Blick von der Laguna Sucia (800m) Richtung Fitz Roy (3400m)

18.2.2011

Tagewache um 5:15 !! Wie fast alle Wanderer versuchen auch wir vor dem Sonnenaufgang bei der Laguna de Los Tres zu sein (Aufstieg von 1 Stunde) um den Fitz Roy in der Morgenröte zu sehen. Leider ist der Himmel und der Fitz Roy ein wenig wolkenverhangen, doch dies mindert das Spektakel nur wenig. Später gelangen wir zur Laguna Piedras Blancas, einem See (inkl. Eisberge) unterhalb eines beeindruckenden Gletschers. Weiter geht unsere Wanderung Richtung Piedra del Fraile, einem kleinen Campingplatz ausserhalb des Nationalparks.

(Halber) Fitz Roy in der Morgenröte

Morgenstimmung über dem Park

Laguna und Gletscher Piedras Blancas

19.2.2011

Wieder ein Tag mit strahlend blauem Himmel! Wir beschliessen deshalb den Aufstieg zum Paso del Cuadrado (1850m) in Angriff zu nehmen. Nach 3 Stunden Aufstieg, beim Bivakplatz für die Kletterer auf knapp 1500m, beschliessen wir aber nicht mehr weiterzugehen. Der Rest der Strecke würde einen Gletscher überqueren und wir sind dafür nicht genügend ausgerüstet. Die Sicht auf die Nordwand des Fitz Roy und auf den Campo de Hielo sur ist aber trotzdem beeindruckend. Nach einem Abstieg von mehr als 1000m zurück nach Piedra del Fraile gehen wir weiter bis zur Estancia Ricandor wo wir unser Zelt aufschlagen.

Blick von Piedra del Fraile Richtung Lago Electrico

Blick auf Campo de Hielo Sur

Unterhalb der Nordwand des Fitz Roy

Steiler Abstieg

20.2.2011

Todo Privado!! Es ist für uns schwer nachzuvollziehen dass man nicht jeden Wanderweg der auf der Karte eingezeichnet ist einfach begehen kann, ohne um Erlaubniss zu fragen. An diesem Tag müssen wir erfahren das es in Argentinien normal ist für die Begehung eines Weges der über Privatgrund führt (eigentlich alles ausserhalb der Nationalparks), einen "Wegzoll" zahlen zu müssen. Dies wird uns jedenfalls auf dem Weg zum Lago del Diablo klar, als wir von einem Gaucho aufgehalten werden, der wissen will ob wir uns für die Begehung dieses Weges registriert haben, da hier alles "todo privado" ist. Freundlich aber bestimmt schickt er uns zur Estancia Los Huemules zurück wo wir uns registrieren und und ungefähr 10 US$ zahlen sollten. Nach dieser "Lektion" kehren wir per Autostop nach El Chalten zurück.

Richtung Lago del Diablo

21.2.2011

Laut Wetterprognosen der letzte schöne Tag, daher beschliessen wir unseren Ruhetag kurzfristig zu verschieben und machen uns auf den Loma del Pliegue Tombado (1500m) zu besteigen. Oben auf dem Gipfel geniessen wir den majestätischen Flugeinlagen der Kondore (Spannweite bis 4m !!) die Aussicht auf die Gipfel und Gletscher der Region.

Fossil am Wegesrand

Blick Richtung Laguna Torre

Kondor, König der Lüfte

23.3.2011

Nach einem Ruhetag geht es nach 2 Wochen (endlich) wieder aufs Rad. Wir folgen der Ruta 23, einer ziemlich üblen Schotterpiste die uns Richtung Norden, nochmals am Fitz Roy vorbei, bis zum Lago del Desierto führt. Für Autofahrer ist diese Stecke ein "dead End". Doch für uns stellt es den Einstieg in die Carretera Austral, der Traumstrasse jedes Südamerika-Tourenradlers, dar. Noch am gleichen Tag nehmen wir das Boot dass uns ans nördliche End des Sees führt, wo die argentinische Polizei einen Grenzposten hat und wir hochoffiziell ausreisen können.

Wieder auf dem Rad

Fitz Roy diesmal mit Velo

Auf dem Schiff über den Lago del Desierto

Zeltplatz am Nordende des Ldgo Desierto mit Sicht auf den Fitz Roy

24.2.2011

Was haben wir nicht alles gehört über den Abschnitt der uns an diesem Tag erwartet! Um vom Lago del Desierto (Argentinien) nach Villa O'Higgins (Chile, das Ende der Carretera Austral) zu kommen, muss zuerst ein kleiner Pass überquert werden, über den es nur einen kleinen Trampelpfad gibt. Dass heisst für Velotoureros Fahrrad hochschieben/schleppen/stossen/tragen. Von "locker" bis "das anstengenste dass ich je gemacht habe" haben wir alles gehört. Wie immer muss die Wahrheit wohl irgendwo dazwischen liegen. Bei schönem Wetter machen wir uns also auf den kleinen Pass zu erklimmen. Der Weg geht zuerst ziemlich steil hoch, ist ziemlich eng und sumpfig. Das heisst, das wir so ziemlich alle Varianten wie man ein Rad stossen kann ausprobieren müssen. Auch ein paar abenteuerliche Flussüberquerungen erwarten uns, aber meistens hilft ein Baumstamm das ganze trockenen Fusses zu schaffen. Nach knapp 3 Stunden ist es geschafft und wir haben die 6km bis zum Pass hinter uns gebracht. So schlimm war es nicht, das schöne Wetter und die Sicht auf den Fitz Roy lassen uns die Anstrengungen schnell vergessen. Vom Pass (gleichzeitig Grenze) geht es einen (einigermassen) fahrbaren Forstweg hinunter zum Lago O'Higgins wo wir zuerst offiziell in Chile einreisen und uns danach in der Estancia Mansilla einquartieren. Dort warten wir auf das Schiff das uns nach Villa O'Higgins bringt, dem südlichen Ende der Carretera Austral.

Wie man ein Fahrrad einen Weg hochstossen kann: Variante "beidseitig",

...Variante "erhöht",

...die klassische Variante.

Wenigstens wird das Rad (kurzfristig) wieder sauber

Geschafft!

Steinige Abfahrt Richtung Lago O'Higgins

Chilenischer Grenzposten "in the middle of nowhere"