Mittwoch, 14. Dezember 2011

Medellin - Cartagena, die letzte Etappe unserer Tour de Rêve

19-25.11.12: Medellin, der Wesensart der "Paisa" auf der Spur
 Wir fühlen uns bei Martha & Manuel pudelwohl, denn ihre Finca liegt auf 2000m Höhe völlig abgelegen von der Grossstadthektik, ein perfekter Ort zum Entspannen also. Wir werden jeden Tag kulinarisch (zu Isas Freude mit viel Fleisch) verwöhnt und lernen viele nette Menschen kennen, bei denen wir die weit bekannte Herzlichkeit und Grosszügigkeit der "Paisa" (Begriff für die Menschen aus Medellin) erfahren dürfen. Auch andere Radler sind bei Manuel & Martha zu Gast, so zum Beispiel Mathew aus den USA, der 10 Tage mit einem Kanu (mit Rad huckepack) geradelt ist um die Grenze zwischen Panama und Kolumbien zu passieren. Auch auf Annelies & Hannes treffen wir seit Quito zum ersten Mal wieder. Auch die Familie von Edith&Luis beherbergt zwischendurch Ciclistas bei ihnen. Sie sind richtiggehend enttäuscht dass wir nicht zu ihnen gekommen sind. Luis lässt es sich aber nicht nehmen uns einen ganzen Tag durch ganz Medellin zu chauffieren und uns die Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Natürlich benutzen wir auch die neue Metro, welche Zug und Gondelbahnen miteinander kombiniert. Dank der "Cultura Metro" (Erziehungskampagne für den korrekten Gebrauch der Metro, u.a absolutes Ess- und Trinkverbot), gehört die Metro von Medellin wohl zu den saubersten und sichersten weltweit. Der absolute Höhepunkt sind die 8er-Gondelbahnen die von der geschäftigen Stadtmitte direkt in/über die Armenviertel oder in einem nahegelegenen Nationalpark fahren. Die Sicht aus der Vogelperspektive auf die Slums die an den steilen Abhängen kleben ist beindruckend und erschreckend zugleich, doch eine sicherere Variante Slums zu besuchen gibt es wohl nirgends weltweit. Die Paisa sind bekannt für ihre Geschäftstüchtigkeit, deshalb ist in Medellin auch sehr viel Reichtum und Luxus zu sehen. Bei der Tour mit Luis erfahren wir auch viel über den wohl "geschäftstüchtigsten" aller Paisas, Pablo Escobar, sehen wo er überall seine Villen und Verstecke hatte und erfahren wie er in den 80-90er Jahren diese Stadt unter seiner "blutigen" Kontrolle hatte. Muchas gracias a todos de la casa de ciclistas de Medellin, pasamos una semana hermosa con ustedes!

Metrocable Medellin: Es muss nicht immer in einem Skigebiet sein ;-)

Gegensätzliches Medellin: Schöne Parkanlagen ...

....viel Kunst (Gorditos von Botero) ...

... aber auch viel Armut

Manuela  und Isa bei der Neugestaltung der Website der Casa de Ciclistas

Barbeque bei Luis & Edith

Abschied von unseren Gastgebern in Medellin

26-28.11.12 Medellin - El Jardin, unsere letzten Andenpässe
Nach 30 flachen aber stressigen Kilometern raus aus Medellin stehen wir bei Barbosa vor der letzten "Mauer" unserer Reise. Auf knapp 12km schraubt sich die Strasse fast 1000Hm in die Höhe, ein happiges Programm nach einer Woche "radelfrei". Doch Isa befindet sich in der Form ihres Lebens und man könnte meinen sie wolle am letzten Berg der Reise Philipp entlich einmal abhängen. Dies gelingt ihr nur fast ;-). In Don Mathias (2300m) sind wir beide ziemlich kaputt und froh eine gute Unterkunft zu finden. Auch am nächsten Tag wird es nicht einfacher, die Strasse führt auf und ab auf Höhen zwischen 2300-2800m. Als es vor der Passhöhe auch noch sintflutartig zu regnen beginnt wird die Sache wirklich ungemütlich und wir entscheiden uns erstmals unter ein Vordach zu flüchten. Nach einer Stunde beruhigt sich das (Sau)Wetter ein wenig und wir fahren ziemlich unterkühlt in voller Regenmontur weiter. Der Regen wird weniger dafür die Soldaten immer wie mehr. Bei der Abfahrt nach Yarumal steht teilweise alle 200m ein Soldat am Strassenrand, auch Schützenpanzer sind zu sehen. Bei Nachfrage bei einem Local für den Grund meint dieser nur lapidar, die sei normal. Nach 5 Stunden auf dem Rad und 1800Hm kommen wir in Yarumal (2400m) an. Dort geniessen wir die letzte "kühle" Nacht unserer Reise, denn am darauffolgenden Tag folgt die grosse Abfahrt hinunter in das heisse und schwüle Puerto Valdivia (300m) am Ufer des Rio Cauca. Dort angekommen verschwinden die armlangen T-shirts und langen Hosen zuunterst in die Tasche, diese werden bis Ende der Reise nicht mehr benötigt werden. Schon nach wenigen Kilometern im Flachland sehnen wir uns nach unserern "heissgeliebten" Anden, nicht wegen den happigen Anstiegen, sondern wegen den angenehmen Temperaturen. Isa träumt von "Air conditioning", Philipp von einem kalten Bier. Nach 130km und 6 Stunden im Sattel, in El Jardin, hoffen wir beides zu finden. Das einzige Hotel im Ort ist zwar spottbillig, von Klimaanlage aber keine Spur und der Ventilator schlingert gefährlich so dass wir jeden Moment fürchten das Ding falle uns auf den Kopf. So hofft Philipp wenigstens auf ein kaltes Bier, doch man will ihm keines servieren wegen dem "Ley Seca". Dieses Gesetz wurde von der Regionalregierung erlassen und soll die Mineure der Region "trockenlegen" (will heissen absolutes Alkohlverbot), denn diese wollen streiken und es werden Ausschreitungen befürchtet. Zu dumm nur dass auch Philipp trockengelegt wird ;-(

Das letzte Mal andine Landschaften

Viel grün .....

.... heisst auch viel Regen

Kolumbiens Armee ist omnipräsent

Puerto Valdivia

Ein Iguan grüsst am Strassenrand

Auf dem Weg nach El Jardin: Wir lassen Anden und Regen hinter uns

29.11 -2.12 El Jardin - Tolu, die Karibik ruft
Kühler wird es nicht mehr, da hilft nur eins, früh aufstehen und Fahrtwind generieren, will heissen schnell fahren ;-). Die Strecke ist aber alles andere als flach, viele kleine Hügelchen reihen sich nach dem anderen, somit ist schnell Fahren kein einfaches Unterfangen. Auch die Spuren des kolumbianischen Winters sind überall zu sehen, zum Teil sind ganze Landstriche überflutet. Nach 5 Stunden erreichen wir Planeta Rica, eine ziemlich unansehnliche Stadt im Niemandsland, wir kämpfen uns durch Horden von Motorradfahrern und sind happy ein gutes Hotel mit funktionierender Klimaanlage zu finden. Am nächsten Tag hat Isabelles Ueberform leider ein jähes Ende gefunden, irgendein Magenkäfer hat sich wieder eingeschlichen. So schleichen wir am nächsten Tag durch die Viehzucht geprägte Landschaft und sind erstaunt trotzdem noch 70km bis Cerete zu schaffen, nur um uns dort möglichst schnell wieder in eine klimatisierte Räumlichkeit einzusperren. Auch am nächsten Tag ist Isas Gesundheitszustand nicht wirklich besser, so radeln wir nur 40km bis Lorica, einer ursprünglich wohl sehr schönen Handelsstadt, mittlerweile aber total heruntergekommen. Ab Lorica trennen uns nur noch 30km vom karibischen Meer, dieser Gedanke beflügelt uns. Auf dem Weg machen wir noch einen Ausflug zu einem Volcan de Lodo (sprichwörtlich Schlammvulkan). Diese natürlichen Schlammlöcher werden von aufsteigenden Gasen mit warmem Wasser gespiesen und man kann darin baden, höchst amüsant und (anscheinend sehr) gesund zugleich ;-). Am 2.12 gegen 12Uhr ist es aber entgültig soweit, die türkisblauen Wasser der Karibik sind erreicht, yupiiii. Kurz danach treffen wir seit langem wieder mal auf Radler, diesmal Rapha & Frank, welche auch schon ein Jahr unterwegs sind. Wir entschliessen uns zusammen in Tolu ein Hotel zu suchen und bei einem Bierchen (Glück gehabt, kein "Ley Seca" in Tolu ;-)) Erfahrungen auszutauschen.

Land unter ...

.... wenigstens die Fischer freuts

Viel Buntes am Wegesrand

Motos, der absolute Renner in Kolumbien

Markthalle von Lorica

Isa im Schlammbad

Philipp nach dem Schlammbad

Am Ziel der Träume angekommen

Unterwegs mit Rapha & Frank

3-4.12: Angekommen im Paradies
In Tolu gibt es zum ersten Mal Strandurlaub! Wir buchen zusammen mit Rapha & Frank eine Tour zu den Islas de San Bernardo, kleine Mangroveninseln eine Schnellbootstunde von Tolu entfernt. Zuerst fahren wir an Santa Cruz del Islote vorbei, einem 10000m2 grossen Eiland mit 1200 Fischern, man rechne die Bevölkerungsdichte ;-) Auf der Isla Mucura fühlen wir uns dem Paradies wirklich nah. Mangrovenwald, schwarze Strandschönheiten, weisser Sand, durchsichtiges 27gradiges Wasser und kaum Leute. Wir dümpeln stundenlang im seichten Wasser herum, gehen eine Runde im Korralenriff schnorkeln und erfrischen uns mit "Coco Loco", herrlich! Spätestens jetzt wissen wir warum wir unbedingt noch bis an die Karibik weiterfahren wollten. Richtig selig fahren wir am Abend zurück und merken erst im Hotelzimmer das dieser super Tag von einem deftigen Sonnenbrand gekrönt wurde.


Santa Cruz del Islote; 120'000 Personen/km2 !!

So muss das Paradies sein: im warmen Wasser rumdümpeln ...

... und "Coco Loco" trinken

5-6.12.2012: Tolu - Cartagena, letzte Radeltage
Der zweitletzte Radeltag bringt uns unsere ersten Schotterkilometer von Kolumbien. Wir durchqueren ein landwirtschaftlich geprägtes Gebiet, die Bewohner sind alle afroamerikanischer Herkunft und bewohnen einfache Strohhütten, man fühlt sich zum Teil fast ein bisschen in Afrika. Nach 25km treffen wir wieder auf eine Asphaltstrasse, die aber mehr Löcher als Asphalt hat. Weiter geht die Strasse vorbei an Palmölplantagen bis wir wieder die Panamericana erreichen. Nach einer dank Air Conditioning kühlen Nacht fehlen uns noch 50km bis zum FINAL END. Nochmals Panamericana mit viel Verkehr und ein kleiner Berg und ein riesen Verkehrchaos in den Vororten Cartagenas trennen uns von unserem Ziel. Nach einer 2Stündigen Slalomfahrt zwischen Motos, Bussen, und Pferdegespannen erreichen wir nach 12290km und 147000Hm in 184 Radeltagen am 6.12.2011 um die Mittagszeit unser Ziel Cartagena. Ein paar Tränen kullern runter (Freude oder Trauer?), ein paar Erinnerungsphotos geschossen, danach treffen wir uns wieder mit Rapha&Frank um uns ein Hostal für die letzten Tage zu suchen,

Letzte Pisten-Kilometer

Typische Strassenscene in der Provinz Sucre

Philipp hat das Ziel vor Augen

Isa sucht einen Weg ans Ziel

Isa hat das Ziel gefunden

Cartagena: das Ende unserer Radreise

6-14.12.11: Cartagena, Santa Marta & Tayrona, Urlaub ohne Rad
Unsere Räder haben uns während 11 Monaten gute Dienste erwiesen und kaum Probleme bereitet, deshalb dürfen sie (trotz anfangs anderer Absichten) auf wieder mit nach Hause ;-) In Cartagena kümmeren wir uns daher zuerst einmal darum die Stahlrösser rückreisefertig zu machen. Nur die Tragtaschen und Gepäckträger bleiben in Kolumbien und gehen zu unseren Freunden in Medellin, als Entwicklungshilfe für die dortige Tourero-Szene. Danach bleibt uns noch Zeit einen 4-tägigen Ausflug per Bus nach Santa Marta im Nordosten Kolumbiens zu machen. Ausser einem schönen Strand hat Santa Marta nicht allzuviel zu bieten, doch der nahegelegene Nationalpark Tayrona gehört zu den absoluten Highlights Kolumbiens. Nur mit leichtem Gepäck ausgerüstet (bei 27°C Durchschnitttemp. Ist nicht viel Kleidung nötig ;-)) durchwandern wir in zwei Tagen den Park, durch urige Dschungellandschaften, Mongrovenwälder, vorbei an Siedlungen der Tayrona-Indianer und entlang wunderschöner Sandstrände. Am Cabo de Guia haben wir das (wenn auch nicht ganz billige) Privileg in einer Hängematte mit Rundsicht aufs karibische Meer zu übernachten. Nach dieser schweisstreibenden Wanderung entschliessen wir uns noch ein bisschen im Fischerdörfchen Taganga nördlich von Santa Marta zu entspannen. Dort treffen wir auch wieder auf Rapha & Frank (welche hier ihre Radreise mit Tauchurlaub beenden) und verbringen noch einen letzten gemütlichen Abend zusammen. 

Zuerst die Arbeit ....

... dann das Vergnügen: Apero mit Käse und Weisswein mit Rapha & Frank

Abendstimmung am Strand von Santa Marta

Wilde Küstenlandschaft im NP Tayrona

Isa und die Kokosnuss

Cabo de Guia: Schlafplatz mit Sicht

Die Bucht von Taganga

Zurück in Cartagena bleiben uns noch ein paar Tage diese faszinierende Stadt ausführlich zu erkunden. Wir bummeln durch die schmucken Gassen der Altstadt, bewundern die impressionanten Befestigungsanlagen aus der Kolonialzeit, kosten noch einmal das komplette Fruchtsortiment Kolumbiens durch oder verweilen einfach in einem der zahlreichen wunderschönen Plazuelas der Altstadt um das ereignissreiche letzte Jahr revue passieren zu lassen..... 

Cartagenas Wahrzeichen: Torre del Reloj

Balkone in der Altstadt

Farbige Häuser in der Altstadt

Eindrückliche Festung von San Felipe

Vielen Dank an Alle die trotz Alltagsstress zwischendurch Zeit gefunden haben unseren Blog zu besuchen und uns auf unserer Traumreise mitzuverfolgen. Wir haben uns sehr über eure zahlreichen Einträge gefreut und hoffen auf baldiges Wiedersehen.

Nos despedimos y hasta luego

Isa & Philipp