Mittwoch, 14. Dezember 2011

Medellin - Cartagena, die letzte Etappe unserer Tour de Rêve

19-25.11.12: Medellin, der Wesensart der "Paisa" auf der Spur
 Wir fühlen uns bei Martha & Manuel pudelwohl, denn ihre Finca liegt auf 2000m Höhe völlig abgelegen von der Grossstadthektik, ein perfekter Ort zum Entspannen also. Wir werden jeden Tag kulinarisch (zu Isas Freude mit viel Fleisch) verwöhnt und lernen viele nette Menschen kennen, bei denen wir die weit bekannte Herzlichkeit und Grosszügigkeit der "Paisa" (Begriff für die Menschen aus Medellin) erfahren dürfen. Auch andere Radler sind bei Manuel & Martha zu Gast, so zum Beispiel Mathew aus den USA, der 10 Tage mit einem Kanu (mit Rad huckepack) geradelt ist um die Grenze zwischen Panama und Kolumbien zu passieren. Auch auf Annelies & Hannes treffen wir seit Quito zum ersten Mal wieder. Auch die Familie von Edith&Luis beherbergt zwischendurch Ciclistas bei ihnen. Sie sind richtiggehend enttäuscht dass wir nicht zu ihnen gekommen sind. Luis lässt es sich aber nicht nehmen uns einen ganzen Tag durch ganz Medellin zu chauffieren und uns die Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Natürlich benutzen wir auch die neue Metro, welche Zug und Gondelbahnen miteinander kombiniert. Dank der "Cultura Metro" (Erziehungskampagne für den korrekten Gebrauch der Metro, u.a absolutes Ess- und Trinkverbot), gehört die Metro von Medellin wohl zu den saubersten und sichersten weltweit. Der absolute Höhepunkt sind die 8er-Gondelbahnen die von der geschäftigen Stadtmitte direkt in/über die Armenviertel oder in einem nahegelegenen Nationalpark fahren. Die Sicht aus der Vogelperspektive auf die Slums die an den steilen Abhängen kleben ist beindruckend und erschreckend zugleich, doch eine sicherere Variante Slums zu besuchen gibt es wohl nirgends weltweit. Die Paisa sind bekannt für ihre Geschäftstüchtigkeit, deshalb ist in Medellin auch sehr viel Reichtum und Luxus zu sehen. Bei der Tour mit Luis erfahren wir auch viel über den wohl "geschäftstüchtigsten" aller Paisas, Pablo Escobar, sehen wo er überall seine Villen und Verstecke hatte und erfahren wie er in den 80-90er Jahren diese Stadt unter seiner "blutigen" Kontrolle hatte. Muchas gracias a todos de la casa de ciclistas de Medellin, pasamos una semana hermosa con ustedes!

Metrocable Medellin: Es muss nicht immer in einem Skigebiet sein ;-)

Gegensätzliches Medellin: Schöne Parkanlagen ...

....viel Kunst (Gorditos von Botero) ...

... aber auch viel Armut

Manuela  und Isa bei der Neugestaltung der Website der Casa de Ciclistas

Barbeque bei Luis & Edith

Abschied von unseren Gastgebern in Medellin

26-28.11.12 Medellin - El Jardin, unsere letzten Andenpässe
Nach 30 flachen aber stressigen Kilometern raus aus Medellin stehen wir bei Barbosa vor der letzten "Mauer" unserer Reise. Auf knapp 12km schraubt sich die Strasse fast 1000Hm in die Höhe, ein happiges Programm nach einer Woche "radelfrei". Doch Isa befindet sich in der Form ihres Lebens und man könnte meinen sie wolle am letzten Berg der Reise Philipp entlich einmal abhängen. Dies gelingt ihr nur fast ;-). In Don Mathias (2300m) sind wir beide ziemlich kaputt und froh eine gute Unterkunft zu finden. Auch am nächsten Tag wird es nicht einfacher, die Strasse führt auf und ab auf Höhen zwischen 2300-2800m. Als es vor der Passhöhe auch noch sintflutartig zu regnen beginnt wird die Sache wirklich ungemütlich und wir entscheiden uns erstmals unter ein Vordach zu flüchten. Nach einer Stunde beruhigt sich das (Sau)Wetter ein wenig und wir fahren ziemlich unterkühlt in voller Regenmontur weiter. Der Regen wird weniger dafür die Soldaten immer wie mehr. Bei der Abfahrt nach Yarumal steht teilweise alle 200m ein Soldat am Strassenrand, auch Schützenpanzer sind zu sehen. Bei Nachfrage bei einem Local für den Grund meint dieser nur lapidar, die sei normal. Nach 5 Stunden auf dem Rad und 1800Hm kommen wir in Yarumal (2400m) an. Dort geniessen wir die letzte "kühle" Nacht unserer Reise, denn am darauffolgenden Tag folgt die grosse Abfahrt hinunter in das heisse und schwüle Puerto Valdivia (300m) am Ufer des Rio Cauca. Dort angekommen verschwinden die armlangen T-shirts und langen Hosen zuunterst in die Tasche, diese werden bis Ende der Reise nicht mehr benötigt werden. Schon nach wenigen Kilometern im Flachland sehnen wir uns nach unserern "heissgeliebten" Anden, nicht wegen den happigen Anstiegen, sondern wegen den angenehmen Temperaturen. Isa träumt von "Air conditioning", Philipp von einem kalten Bier. Nach 130km und 6 Stunden im Sattel, in El Jardin, hoffen wir beides zu finden. Das einzige Hotel im Ort ist zwar spottbillig, von Klimaanlage aber keine Spur und der Ventilator schlingert gefährlich so dass wir jeden Moment fürchten das Ding falle uns auf den Kopf. So hofft Philipp wenigstens auf ein kaltes Bier, doch man will ihm keines servieren wegen dem "Ley Seca". Dieses Gesetz wurde von der Regionalregierung erlassen und soll die Mineure der Region "trockenlegen" (will heissen absolutes Alkohlverbot), denn diese wollen streiken und es werden Ausschreitungen befürchtet. Zu dumm nur dass auch Philipp trockengelegt wird ;-(

Das letzte Mal andine Landschaften

Viel grün .....

.... heisst auch viel Regen

Kolumbiens Armee ist omnipräsent

Puerto Valdivia

Ein Iguan grüsst am Strassenrand

Auf dem Weg nach El Jardin: Wir lassen Anden und Regen hinter uns

29.11 -2.12 El Jardin - Tolu, die Karibik ruft
Kühler wird es nicht mehr, da hilft nur eins, früh aufstehen und Fahrtwind generieren, will heissen schnell fahren ;-). Die Strecke ist aber alles andere als flach, viele kleine Hügelchen reihen sich nach dem anderen, somit ist schnell Fahren kein einfaches Unterfangen. Auch die Spuren des kolumbianischen Winters sind überall zu sehen, zum Teil sind ganze Landstriche überflutet. Nach 5 Stunden erreichen wir Planeta Rica, eine ziemlich unansehnliche Stadt im Niemandsland, wir kämpfen uns durch Horden von Motorradfahrern und sind happy ein gutes Hotel mit funktionierender Klimaanlage zu finden. Am nächsten Tag hat Isabelles Ueberform leider ein jähes Ende gefunden, irgendein Magenkäfer hat sich wieder eingeschlichen. So schleichen wir am nächsten Tag durch die Viehzucht geprägte Landschaft und sind erstaunt trotzdem noch 70km bis Cerete zu schaffen, nur um uns dort möglichst schnell wieder in eine klimatisierte Räumlichkeit einzusperren. Auch am nächsten Tag ist Isas Gesundheitszustand nicht wirklich besser, so radeln wir nur 40km bis Lorica, einer ursprünglich wohl sehr schönen Handelsstadt, mittlerweile aber total heruntergekommen. Ab Lorica trennen uns nur noch 30km vom karibischen Meer, dieser Gedanke beflügelt uns. Auf dem Weg machen wir noch einen Ausflug zu einem Volcan de Lodo (sprichwörtlich Schlammvulkan). Diese natürlichen Schlammlöcher werden von aufsteigenden Gasen mit warmem Wasser gespiesen und man kann darin baden, höchst amüsant und (anscheinend sehr) gesund zugleich ;-). Am 2.12 gegen 12Uhr ist es aber entgültig soweit, die türkisblauen Wasser der Karibik sind erreicht, yupiiii. Kurz danach treffen wir seit langem wieder mal auf Radler, diesmal Rapha & Frank, welche auch schon ein Jahr unterwegs sind. Wir entschliessen uns zusammen in Tolu ein Hotel zu suchen und bei einem Bierchen (Glück gehabt, kein "Ley Seca" in Tolu ;-)) Erfahrungen auszutauschen.

Land unter ...

.... wenigstens die Fischer freuts

Viel Buntes am Wegesrand

Motos, der absolute Renner in Kolumbien

Markthalle von Lorica

Isa im Schlammbad

Philipp nach dem Schlammbad

Am Ziel der Träume angekommen

Unterwegs mit Rapha & Frank

3-4.12: Angekommen im Paradies
In Tolu gibt es zum ersten Mal Strandurlaub! Wir buchen zusammen mit Rapha & Frank eine Tour zu den Islas de San Bernardo, kleine Mangroveninseln eine Schnellbootstunde von Tolu entfernt. Zuerst fahren wir an Santa Cruz del Islote vorbei, einem 10000m2 grossen Eiland mit 1200 Fischern, man rechne die Bevölkerungsdichte ;-) Auf der Isla Mucura fühlen wir uns dem Paradies wirklich nah. Mangrovenwald, schwarze Strandschönheiten, weisser Sand, durchsichtiges 27gradiges Wasser und kaum Leute. Wir dümpeln stundenlang im seichten Wasser herum, gehen eine Runde im Korralenriff schnorkeln und erfrischen uns mit "Coco Loco", herrlich! Spätestens jetzt wissen wir warum wir unbedingt noch bis an die Karibik weiterfahren wollten. Richtig selig fahren wir am Abend zurück und merken erst im Hotelzimmer das dieser super Tag von einem deftigen Sonnenbrand gekrönt wurde.


Santa Cruz del Islote; 120'000 Personen/km2 !!

So muss das Paradies sein: im warmen Wasser rumdümpeln ...

... und "Coco Loco" trinken

5-6.12.2012: Tolu - Cartagena, letzte Radeltage
Der zweitletzte Radeltag bringt uns unsere ersten Schotterkilometer von Kolumbien. Wir durchqueren ein landwirtschaftlich geprägtes Gebiet, die Bewohner sind alle afroamerikanischer Herkunft und bewohnen einfache Strohhütten, man fühlt sich zum Teil fast ein bisschen in Afrika. Nach 25km treffen wir wieder auf eine Asphaltstrasse, die aber mehr Löcher als Asphalt hat. Weiter geht die Strasse vorbei an Palmölplantagen bis wir wieder die Panamericana erreichen. Nach einer dank Air Conditioning kühlen Nacht fehlen uns noch 50km bis zum FINAL END. Nochmals Panamericana mit viel Verkehr und ein kleiner Berg und ein riesen Verkehrchaos in den Vororten Cartagenas trennen uns von unserem Ziel. Nach einer 2Stündigen Slalomfahrt zwischen Motos, Bussen, und Pferdegespannen erreichen wir nach 12290km und 147000Hm in 184 Radeltagen am 6.12.2011 um die Mittagszeit unser Ziel Cartagena. Ein paar Tränen kullern runter (Freude oder Trauer?), ein paar Erinnerungsphotos geschossen, danach treffen wir uns wieder mit Rapha&Frank um uns ein Hostal für die letzten Tage zu suchen,

Letzte Pisten-Kilometer

Typische Strassenscene in der Provinz Sucre

Philipp hat das Ziel vor Augen

Isa sucht einen Weg ans Ziel

Isa hat das Ziel gefunden

Cartagena: das Ende unserer Radreise

6-14.12.11: Cartagena, Santa Marta & Tayrona, Urlaub ohne Rad
Unsere Räder haben uns während 11 Monaten gute Dienste erwiesen und kaum Probleme bereitet, deshalb dürfen sie (trotz anfangs anderer Absichten) auf wieder mit nach Hause ;-) In Cartagena kümmeren wir uns daher zuerst einmal darum die Stahlrösser rückreisefertig zu machen. Nur die Tragtaschen und Gepäckträger bleiben in Kolumbien und gehen zu unseren Freunden in Medellin, als Entwicklungshilfe für die dortige Tourero-Szene. Danach bleibt uns noch Zeit einen 4-tägigen Ausflug per Bus nach Santa Marta im Nordosten Kolumbiens zu machen. Ausser einem schönen Strand hat Santa Marta nicht allzuviel zu bieten, doch der nahegelegene Nationalpark Tayrona gehört zu den absoluten Highlights Kolumbiens. Nur mit leichtem Gepäck ausgerüstet (bei 27°C Durchschnitttemp. Ist nicht viel Kleidung nötig ;-)) durchwandern wir in zwei Tagen den Park, durch urige Dschungellandschaften, Mongrovenwälder, vorbei an Siedlungen der Tayrona-Indianer und entlang wunderschöner Sandstrände. Am Cabo de Guia haben wir das (wenn auch nicht ganz billige) Privileg in einer Hängematte mit Rundsicht aufs karibische Meer zu übernachten. Nach dieser schweisstreibenden Wanderung entschliessen wir uns noch ein bisschen im Fischerdörfchen Taganga nördlich von Santa Marta zu entspannen. Dort treffen wir auch wieder auf Rapha & Frank (welche hier ihre Radreise mit Tauchurlaub beenden) und verbringen noch einen letzten gemütlichen Abend zusammen. 

Zuerst die Arbeit ....

... dann das Vergnügen: Apero mit Käse und Weisswein mit Rapha & Frank

Abendstimmung am Strand von Santa Marta

Wilde Küstenlandschaft im NP Tayrona

Isa und die Kokosnuss

Cabo de Guia: Schlafplatz mit Sicht

Die Bucht von Taganga

Zurück in Cartagena bleiben uns noch ein paar Tage diese faszinierende Stadt ausführlich zu erkunden. Wir bummeln durch die schmucken Gassen der Altstadt, bewundern die impressionanten Befestigungsanlagen aus der Kolonialzeit, kosten noch einmal das komplette Fruchtsortiment Kolumbiens durch oder verweilen einfach in einem der zahlreichen wunderschönen Plazuelas der Altstadt um das ereignissreiche letzte Jahr revue passieren zu lassen..... 

Cartagenas Wahrzeichen: Torre del Reloj

Balkone in der Altstadt

Farbige Häuser in der Altstadt

Eindrückliche Festung von San Felipe

Vielen Dank an Alle die trotz Alltagsstress zwischendurch Zeit gefunden haben unseren Blog zu besuchen und uns auf unserer Traumreise mitzuverfolgen. Wir haben uns sehr über eure zahlreichen Einträge gefreut und hoffen auf baldiges Wiedersehen.

Nos despedimos y hasta luego

Isa & Philipp

Freitag, 25. November 2011

Ipiales nach Medellin, erste kolumbianische Eindrücke

1-5.11.11: Ipiales- Popayan, durch den wilden Süden Kolombiens
Unser erster Eindruck von Kolombien in und um Ipiales (2900m) ist eher "durchzogen": viele schäbige Gebäude, ein riesen Verkehrschaos und ein erstaunlich hohes Preisniveau (im Vergleich zu Bolivien, Peru & Ecuador). Doch schon bei der Weiterfahrt nach Pasto lernen wir die charmante Seite unseres letzten Reiselands kennen: Nette und hilfsbereite Menschen, wunderschöne andine Landschaften, jede Menge "Ciclistas" die mit ihren Rennmaschinen an uns vorbeiflizen oder für einen "Schwatz" ihr Tempo drosseln, gut ausgebaute und bewachte (bei jeder Brücke ein Militär-Checkpoint) Strassen. Nur für die zum Teil kriminellen Ueberhohlmanöver der kolumbianischen Truck-chauffeure können wir uns nicht so ganz erwärmen. Nach einer anstrengenden ersten Etappe (87km, 1730Hm) erreichen wir Pasto (2500m), wo wir erstmal einen Ruhetag einlegen.


Kurz nach Ipiales:Treffen mit Alleinradler Michel aus Kanada, 65 und topfit

Wilde Landschaften zwischen Ipiales und Pasto

Mangels Alternativen werden wir in Kolumbien definitiv zu PanAm-rider

Schoenes Andendorf kurz vor Pasto

Plaza central von Pasto

Nach Pasto steigt die Panamericana nochmals bis auf 2800m an bevor wir das kalt-nasse andine Hochland entgültig verlassen. In einer Abfahrt von 50km in einer wilden Canonlandschaft gelangen wir bis zum Rio Patio auf 500m. Nicht nur das Klima, auch die Menschen ändern total. Finden wir in Pasto noch die eher schüchternen Indigenas vor, leben entlang des Rio Patio hauptsächlich Menschen afro-amerikanischen Ursprungs. Die Lebensfreude ist diesen Menschen anzusehen, überall sind "heisse" Rumbo- , Merengue- und Salsarythmen zu hören, es kommt uns vor wie ein kleiner Vorgeschmack auf die Karibik. In El Remolino gönnen wir uns den Luxus eines Zimmers mit Klimaanlage .... zu dumm nur dass die ständigen Stromausfälle die Klimaanlage kaum je funktionieren lassen ;-(

Tiefe cañons praegen das Bild nach Pasto

Blick auf das Tal des Rio Patio

Der nächste Tag wird eine weitere Bewährungsprobe für unsere Hitzeverträglichkeit: während Philipp das Tropenklima in dieser sehr dünn besiedelten Region geniesst ist Isa froh um jeden schattenspendenden Baum. Nach 80 "heissen" Kilometern und einem Kettenriss bei Philipp erreichen wir El Bordo (900m), wo wir eine gute und preiswerte Unterkunft finden. Am Nachmittag ziehen Regenwolken auf und der Tropenregen lässt die Temperaturen ein bisschen angenehmer erscheinen. Das Regenwetter bleibt uns zu Isas grosser Freude auch am nächsten Tag treu, so bleibt uns eine Hitzeschlacht auf den sehr bergigen (mehr als 2000Hm!) 85Km bis nach Popayan (1800m) erspart. Nach 7 Stunden im Sattel kommen wir erschöpft in Popayan an, nur um festzustellen dass die Hauptstrasse vom Militär komplett abgeriegelt ist und dass auch sonst an jeder Ecke Soldaten herumstehen. Wir erfahren, dass am Tag zuvor in einer Militäraktion ungefähr 50km von Popayan entfernt der Chef der FARC, Alfonso Cano, aufgegriffen und getötet wurde und deshalb der Präsident Kolumbiens in Popayan eine Rede hält. Wir können nicht abschätzen welche Auswirkungen diese Aktion auf die allgemeine Sicherheitslage hat und beschliessen deshalb erstmals in Popayan zu bleiben um zu schauen wie sich die Situation weiterentwickelt.

Rio Patio

Nach dem Kettenwechsel naehert sich Philipps (Hand)Hautfarbe derjenigen der lokalen Bevolkerung an ;-)

In Kolumbien sind Fahrzuege da um beladen zu werden: entweder auf einer Chiva (Kolumbianischer Begriff fur Sammelbus mit Holzaufbau) ...

... oder auf einem ganz normalen PKW

dunkle Regenwolken vor Popayan

6 - 9.11.11 Popayan - La Tebaida
Wir geniessen 2 Ruhetage in Popayan (Hauptstadt der Provinz Cauca) und haben ausführlich Zeit die schöne Kolonialstadt zu besuchen. Leider fällt unser Aufenthalt auf ein verlängertes Wochenende und wir finden die Stadt wie ausgestorben vor. Fast alle Geschäfte sind geschlossen, es ist kaum ein offenes Restaurant zu finden, das einzige dass offen und gut gesucht ist (ganz im Gegensatz als in der Schweiz) sind die zahlreichen Kirchen. Auch die Sicherheitslage entwickelt sich leider nicht zum Positiven. War es in der Provinz Cauca sehr lange ruhig und sicher, hat die Tötung des "Maximo cheffe" der FARC die übrig geblieben Kämpfer zu einigen Rache-Bombenattentaten auf Polizeistationen und Ratshäusern in Dörfern in der Nähe verleitet. Wir wissen dass wir als Toureros nicht zur "Zielgruppe" der FARC gehören, trotzdem fühlen wir uns wohler die ehemaligen Stammlande der FARC zwischen Popayan und Cali möglichst schnell zu durchqueren und entschliessen uns deshalb die 140km bis nach Cali mit dem Bus zu fahren. Cali soll laut unseren Informationen kein lohnenswertes Ziel sein, so fahren wir am gleichen Tag noch 70km weiter bis nach Buga (900m), einem schönen Wallfahrtsort in der Provinz Valle de Cauca. Das erste Mal seit langem befinden wir uns im komplett flachem Terrain, so kommen wir auch am nächsten Tag fast 100km weit und erreichen La Tebaida (1100m) am Rande der zona Cafetera.

nicht umsonst wird Popayan die "weisse Stadt" genannt

Buga: viel Business mit Religion

Kurz vor La Tebaida wir es wieder bergig

10-13.11.11 : La Tebaida - Irra, die Zona Cafetera im kolombianischen Winter
Die Freude an raschem Vorwärtskommen in flachem Terrain war nur von kurzen Dauer, ab La Tebaida geht's wieder richtig zur Sache, mit vielen steilen Anstiegen. Wir bekommen auch den kolumbianischen Winter zu spüren, will heissen Dauerregen. Trotzdem geniessen wir die Fahrt durch die zona cafetera, vorbei an vielen Fincas im Kolonialstyl und zahlreichen Kaffee- und Bananenplantagen. Wir machen einen kleinen Abstecher nach Salento (2000m) einer kleinen Kolonialstadt am Fusse der Cordillera Central gelegen. Der Regen will nicht nachlassen, so entschliessen wir uns erstmal hier zu verweilen. Auch während unserem Ruhetag in Salento "schüttet es wie aus Kübeln". Diese riesigen Wassermassen führen in der Stadt Manizales ganz in der Nähe von uns zu einem dramatischen Erdrutsch mit mehr als 40 Toten. Das schlechte Wetter verunmöglicht leider auch den Besuch des Valle de la Cocora oder einer Kaffeeplantage. Länger abwarten wollen wir nicht, denn die Wetterprognosen lassen keine Verbesserung erahnen. So montieren wir unsere komplette Regen-Ausrüstung um die 50km bis nach Santa Rosa de Cabal (1700m) in Angriff zu nehmen. Auf dem Weg dahin müssen wir Pereira, das wirtschaftliche Zentrum der Region, zu durchqueren, eine Stadt die leider nur mit dem Attribut "hässlich" umschrieben werden kann. Auf dem Weg nach Santa Rosa kommen dafür in den Genuss einer strassenbaulichen Kurisität, will heissen einer Strasse die sich in einer 360°-Schlaufe (Halb Tunnel, halb Viadukt) den Berg "hochzirkelt". Wir erreichen unser Ziel schon um 13h, genügend Zeit also um die Thermen zu besuchen. In einer Chiva (kolumbischer Name für Sammelbus) erreichen wir die 8km entfernten Thermen von Santa Rosa de Cabal. Der Eintritt ist mit 15 USD/Person zwar ziemlich teuer, wir kosten aber bei diesem regnerisch-kalten Wetter das Plantschen in den 37-40°C warmen Becken am Fusse eines wunderschönen Wasserfalls in vollen Zügen aus. Am nächsten Tag haben wir seit langem wieder mal trockenes Wetter und erreichen in weniger als 3 Stunden Irra (700m), ein kleines Dorf am Fusse des Rio Cauca . Hier finden wir wieder Wärme, Sonnenschein und für 6 USD eine gute (wenn auch sehr kleine) Unterkunft.

Kolumbias Exportschlager: Kaffee

Typische Landschaft in der zona cafetera

Unsere Aussicht vom Hostal in Salento

Die Hauptgasse von Salento

Steigungen bewältigen geht auch ohne Haarnadelkurven

Die Thermen von Santa Rosa de Cabal, einfach herrlich ;-)

Platano, Arroz, Frijoles & Chuleta de cerdo, des Kolumbianers Lieblingsspeise

14-18.11.11: Irra - Medellin, auf Umwegen in die Stadt Pablo Escobars
Weiter geht es dem Rio Cauca entlang Richtung Norden. Die Strasse entlang des durch die zahlreichen Regenfälle braungefärbten Flusses ist wunderschön. Auch duzende von Ciclistos sind unterwegs und nehmen Photos von uns oder laden uns sogar zu einem Café ein. Nach 65km erreichen wir La Pintada, von wo die Strasse eigentlich das Tal verlassen würde um über einen 2500m hohen Bergkamm direkt nach Medellin zu gelangen. Uns hat aber die Strecke entlang dem Rio Cauca so gut gefallen, dass wir uns am nächsten Tag entscheiden dem Rio noch ein bisschen länger zu folgen, auch wenn dies einen "riesen Umweg" bedeutet. Wir bereuen diesen Entscheid keinesfalls, die Strecke von La Pintada, via Bolombolo nach Santa Fe de Antioquia ist wunderschön und fast verkehrsfrei. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich: Auenlandschaften, grosse Haciendas mit Bananenplantagen und enge Schluchten wechseln sich ab. Leider forderte auch hier der kolumbianische (Regen)Winter seine Opfer und wir sehen an vielen Orten Zelte wo Menschen untergebracht sind die ihre überschwemmten Häuser am Flussufer verlassen mussten. All dies ist leider nicht erstaunlich, wenn man sieht wie und vor allem wo hier in Kolumbien (wohl illegal) Häuser gebaut werden. Nach 2 Tagen erreichen wir Santa Fe de Antioquia (500m), bis 1850 die Hauptstadt der gleichnahmigen Provinz. Die Stadt ist mit seinen Häusern im Kolonialstyl, den Pflastersteinstrassen und den wunderschönen Hausportalen ein echter Hingucker, für uns die bis hierhin mit Abstand schönste Stadt Kolumbiens. Wir entscheiden uns hier einen Tag zu verbleiben um die zahlreichen Sehenswürdigkeiten (so zum Beispiel die Puente del Occidente, seineszeichens älteste Hängebrücke Südamerikas) zu besuchen.

Isa unterhaltet sich mit einem kolumbianischen Ciclisto

Valle de Cauca zwischen Irra und La Pintada

La Pintada

Rio Cauca

nochmals Rio Cauca


Viel Platz lässt Rio Cauca der Strasse nicht mehr

Tier-Harmonie

Puente del Occidente: radeln über die älteste Hängebrücke Südamerikas

Santa Fe de Antioquia schöne Gassen ....

und kunstvollen Portalen

Ab hier können (und wollen) wir Medellin nicht mehr umfahren. Früh morgens fahren wir in Santa Fe los, denn uns erwartet ein Anstieg von 500 bis auf 2000m um über einen Tunnel nach Medellin zu gelangen. Der Aufstieg ist zwar steil und anstrengend, führt aber auch durch eine sehr schöne und wilde Berglandschaft mit zahlreichen Wasserfällen. Durch den Tunnel dürfen wir mit dem Rad nicht fahren, ein netter Polizist hilft uns aber eine Mitfahrgelegenheit durch den Tunnel in einem Lastwagen zu organisieren. Auf der anderen Seite des Berges angekommen ändert sich die Landschaft schlagartig. Vom Tunnelausgang auf 2000m führt die Strasse entlang mehr oder weniger ansehnlicher Slums/Vororte direkt ins Zentrum 2.5Millionen-Stadt Medellins auf 1500m. Wir haben in Medellin einen Kontakt für eine Casa de Ciclistas, zu dumm nur dass sich diese in einem Vorort im Süden der Stadt befindet und wir im Norden in die Stadt hineingefahren sind. Dass heisst dass wir zuerst ganz Medellin durchqueren müssen. Danach stellen wir mit Schrecken fest dass der Vorort nicht im Talboden liegt sondern wieder einen happigen Anstieg beinhaltet. Als es dann auch noch in Strömen zu regnen beginnt und die Dämmerung immer näher kommt, steht es mit unserer Moral nicht mehr zum Besten, vor allem weil wir die genaue Adresse nicht kennen. Kurz vor Eindunkeln erreichen wir total durchnässt und erschöpft den Vorort San Antonio de Prado wo wir nach einigem Herumfragen den Bikeladen von unseren Gastgebern (Martha und Manuel Velasquez) finden. Dort werden wir wärmstens mit Kaffee und Brötchen empfangen nur um zu erfahren dass ihr Haus nochmals 3km weiter Oben am Berg auf über 2000m liegt. Kurz vor 20h und mehr als 2200Hm (neuer Rekord für uns) kommen wir entlich an und gönnen uns zuerst mal eine heisse Dusche, danach gibt es ein leckeres Nachtessen mit Frijoles und Chicharron de Cerdo Jetzt freuen wir uns erstmal auf eine Woche "Descanso" bei Martha & Manuel.

Auch auf dem Weg nach Medellin hinterlässt der Regenwinter seine Spueren

erster Blick auf Medellin