Dienstag, 1. November 2011

Hasta Luego Ecuador

16-19.10.2011: Banos-Quito, die Strasse der Vulkane
Nach 2 Ruhe- und Badetagen in Banos geht unsere Reise weiter Richtung Norden, während Annelies, Hannes und Ernest noch einen Tag verweilen wollen. Begleitet von der eindrücklichen Kulisse des Vulkans Tungurahua gelangen wir über neu asphaltierte und im besten ecuadorianschen Stil (will heissen ver.... steil) erbaute Nebenstrassen direkt nach Pillaro (2800m) und müssen nicht via Ambato auf die stark befahrene Panamerica. Bei der Weiterfahrt am nächsten Morgen erhaschen wir einen Blick auf den 6300m hohen Chimborazo (seineszeichens höchster Berg Ecuadors und dank seiner Nähe zum Aequator der am weitesten entfernte Punkt von der Erdmitte). In Salcedo angelangt gibt es keine Möglichkeit mehr der Panamericana auszuweichen. Zum Glück finden wir nach nur 10km Panamericana ab Latacunga eine kleine Nebenstrasse die zum Teil zwar unasphaltiert ist, dafür aber stressfreie Ausblicke auf den immer näher kommenden Volkan Cotopaxi (mit 5897m höchster aktiver Vulkan der Welt) bietet. In San Augustin de Callo (3100m), direkt am Fusse der Cotopaxi gelegen, erkundigen wir uns nach Uebernachtungsmöglichkeiten. Doch zu unserer Ueberraschung gibt es hier kein "touristisches" Angebot. Wir fragen deshalb bei der Schule nach ob wir unser Zelt im Innenhof der Schule aufstellen dürfen. Die meisten Schüler haben zwar die Schule schon verlassen doch die 5 Jungs des Abwarts reichen völlig aus um uns für den Rest des Nachmittags gehörig auf Trab zu halten. Unsere Fahrräder üben eine umglaubliche Faszination auf die "Rasselbande" aus und müssen natürlich ausprobiert werden (obwohl die Fahrräder eigentlich viel zu gross sind und die Kidz kaum die Pedale berühren können). Auch unsere restlichen Utensilien (vorallem das Zelt und die Fahrradhelme) werden bestaunt und ausprobiert.

Blick auf den Vulkan Tungurahua nahe Pillaro

Die Spitze des Chimborazo ragt aus den Wolken

Auf einer Nebenstrasse Richtung Cotopaxi

Philipp und seine "Rasselbande"

Die Kidz haben mehr Interesse am Zelt als am Cotopaxi

Am darauffolgenden Tag packen wir früh unsere sieben Sachen zusammen, denn schon um 7Uhr beginnen die Schüler wieder einzutrudeln. Von San Augustin sind es nur 5km bis zum Eintritt in den Nationalpark Cotopaxi. Zu unserer Ueberraschung bezahlen wir nur 2USD/Person Eintritt und nicht wie überall in den Reiseführern angegeben 10USD/Person. Wir erfahren später dass die Regierung von Präsident Correa entschieden hat die Preise für ausländische Touristen auf das gleiche Niveau wie für Ecuadorianer zu senken, sehr löblich finden wir (da sollte sich Madame Kirchner aus Argentinien mal ein Beispiel daran nehmen!). Ab dem Parkeingang steigt die sandige Piste langsam aber stetig an, um kurz vor dem Museeum des Nationalparks (3700m) sehr steil zu werden. Beim Museeum angekommen werden wir von einer Reisegruppe aus der Westschweiz bestaunt und mit Fragen durchlöchert. Danach besuchen wir das Museeum und staunen nicht schlecht als wir beim Herauskommen in unseren Fahrradhelmen zwei kleine "Callier-Schöggeli" vorfinden, vielen dank an den/die noble(n) Spender(in)! Nach weiteren 3Km erreichen wir die auf 3900m gelegene Laguna de Limpiopungo, wo wir mit Aussicht auf perfekten Kegel des Cotopaxi uns ein paar Thon-Sandwichs gönnen. Eigentlich wollten wir direkt im Park zelten, doch ab 13h bläst ein ziemlich unangenehmer Wind über die Hochebene am Fusse des Vulkans. So entschliessen wir uns weiterzuradeln und uns ausserhalb des Parks eine windgeschützte Stelle zu suchen. Kurz hinter dem Parkausgang entdecken wir eine wunderschöne Estancia, bei welcher man (laut Schild) auch campieren kann. Im luxurieusen Empfangsraum erfahren wir dass der Platz "etwas" abseits der Estancia sei aber problemlos mit dem Fahrrad zu erreichen sei. Wir erhalten sogar einen "Welcome-drink", bevor wir (die teuren) 9USD für das Campieren entrichten. Danach machen wir uns auf Richtung Campingplatz doch ausser Viehzäunen und Trampelpfaden finden wir nichts vor. Erst eine Mitarbeiterin der Estancia kann uns den richtigen Weg weisen, der aber mehr als 500m Fahrrad-stossen einen steilen Feldweg hoch beinhaltet. Völlig ausgepumpt kommen wir "Oben" an, wir finden zwar eine gedeckte Feuerstelle und Toilettenanlagen vor, aber nur 1.5 x 1.5m grosse Zeltplätze (völlig unausreichend für unser Tunnelzelt) und nirgens Wasser ... tja der Camping "El Porvenir" ist definitiv nicht zu empfehlen und das ist das letzte Mal das wir für einen Camping bezahlen ohne ihn vorher gesehen zu haben!

Auch kleine Sachen machen grosse Freude

Fahrrrad fahren am Fusse des Cotopaxi

Estancia El Porvenir: Wo ist der Camping-Platz?

 Irgendwo da Oben im Gebüsch ist er!

Wenigstens die Abendstimmung stimmt

Ein bisschen missmutig machen wir uns am nächsten Tag auf Richtung Machachi. Unsere Laune wird nicht besser als wir kurz nach El Pedregal die schlechte Erdpiste verlassen und auf eine noch schlechtere Pflastersteinstrasse abbiegen, die es problemlos mit den wildesten Abschnitten von Paris-Roubaix aufnehmen kann. Vor lauter Schlägen und Schütteln ist das Rad kaum zu kontrollieren und nach nur 10km schmerzen uns alle Glieder. Wir sind heilfroh mit intakten Rädern in Machachi anzukommen und wieder auf der zwar stark befahrenen aber asphaltierten und 3-spurigen Panamericana radeln zu können. Doch so schlecht der Tag begonnen hat so gut endet er: die Einfahrt nach Quito ist trotz Verkehr problemlos und wir finden sogar einen Fahrradweg durch die Stadt, im Stadtteil Mariscal werden wir von einem Journalisten des ecuadorianischen Fernsehens interviewt und schlussendlich werden wir von den Jungs von Construbicis und ihrer Casa de Ciclistas herzlichst empfangen.

Morgentlicher Blick auf den Vulkan Rumiñahui von El Pedregal

Schüttel, Schüttel, Abfahrt auf Kopfsteinpflaster

Cotopaxi again ..... diesmal kurz vor Quito

Quitos neuer Fahrradweg

20-25.10.2011: Quito oder Fahrrad fahren einmal anders
Die Casa de Ciclistas in Quito ist einfach genial (danke Silke für den Tip) ! Mitten in der Neustadt von Quito gelegen, bieten Carlitos, Daniel und Santiago Radnomaden wie uns (Nach 2 Tagen gesellen sich auch Annelies, Hannes und Ernest wieder zu uns) ein temporäres Zuhause überhalb ihres Bike-Ladens. Schnell freunden wir uns mit den Jungs an und erfahren viel über Quito und ihre Urban-Bike-Aktivitäten. So lernen wir die Bar "Cleta" (von Bicicleta) kennen, wo alles Intentar aus Radbestandteilen besteht. Philipp lässt sich dazu verleiten an einem Bikerennens in Form einer Schnitzeljagd durch die Altstadt teilzunehmen: muy divertido ;-). Am Sonntag wird für 6 Stunden die ganze Avenida Rio Amazonas für den Verkehr gesperrt und nur für Fahrräder freigegeben. Ein Angebot dass von tausenden, so auch uns, genutzt wird. Auch die exotische Sportart "Bikepolo" lernen wir kennen. Wir müssen aber feststellen dass unsere Reiseräder dazu nicht wirklich geeignet sind, so nimmt Philipps Hinterfelge beim Spiel einen derartigen Schaden, dass sie nicht mehr benutzbar ist. Zum Glück können die Jungs von Construbicis auch 28Zoll-Rennrad-Felgen (Mountainbikefelgen in diesem Format gibt es in Südamerika nicht) auftreiben. Sicherheitshalber entscheiden wir uns die neue schmale Felge bei Isabelle's Vorderrad zu montieren (tja Isabelle hat definitiv weniger Gewicht und auch einen sorgsameren Umgang mit dem Material als Philipp), dass heisst 2 Räder demontieren und wieder neu einspeichen .... gutes "Radbautraining" für Philipp ;-). Doch nicht alles "dreht" sich um die Räder: wir besuchen natürlich auch die Sehenswürdigkeiten von Quito (übrigens amerikanische Kulturhauptstadt 2011) und staunen über die prachtvollen Kolonialbauten und Kirchen und die vielen Parkanlagen. Des weiteren wollen/müssen wir auch um die Heimreise in die Schweiz organisieren .....tja am 15.12.2011 wird unsere Tour de Rêve in Cartagena an der Karibik definitiv zu ihrem Ende kommen :-(.


Isabelle in Begleitung von Daniel und Hund Matilde 
auf der für ciclistas gesperrten Avenida Amazonas

Bikepolo ... ein riesen Spass

Sicht auf die Altstadt vom Kulturzentrum Itchimbia

Street(wear)art

Die eindrückliche Kuppel der Iglesia San Francisco 

Blick von der Kathedrale

Plaza San Francisco mit Postern zu Ehren des Jahres der Afro-Amerikanes Ecuadors

kleine Fairwell-Party in der Casa de Ciclistas

Vielen Dank Carlitos, Daniel, Santiago und Henry, .... estaba super chévere ;-)

26-28.10.2011: Quito - Otavalo, zurück in die nördliche Hemisphäre
Gerne wären wir noch länger bei den Jungs von Construbicis geblieben, doch wenn wir unser entgültiges Ziel, Cartagena, noch radelnd erreichen wollen, wird es Zeit für uns wieder aufzubrechen. Die Herausfahrt aus Quito ist dank einer Schnellstrasse nach Cayambe völlig problemlos. Ab Cayambe folgen wir dem "Chaquiñan", einem neu angelegten Fahrradweg der durch viele Schluchten und etliche Tunnels der alten Geleisetrasse der Strecke Ibarra-Quito folgt. In Zaruqui ist Schluss mit Lustig und wir müssen wieder auf die "heissgeliebte" Panamericana (die sich hier in einem üblem Zustand befindet). In El Quinche haben wir genug vom stehten Auf und Ab, dem Verkehr und Schlaglöcher-Slalom und finden ein gutes und günstiges Hostal mit super Dusche ( sprich kontinuierlich warmes Wasser in vernünftiger Menge -> keine Selbstverständlichkeit in Südamerika) und riesen TV-Screen ( -> das schon eher). Tags darauf folgen wir weiter der PanAm, die zum Glück ab Cuzubamba wieder besser wird. Kurz vor Cayambe überqueren wir den Aequator, nicht ohne vorher (auf Bitte von Alex & Fab ;-)) mit GPS die korrekte Lage des Denkmals überprüft zu haben, Fazit: 200m zu weit südlich, jedenfalls wenn man (Achtung Geodätengeschwafel!) den Aequator des WGS84-Ellipsoids als Referenz nimmt. Danach folgt noch ein kleiner Pass auf 3100m von wo wir am Vulkan Imbabura (4600m) und der Laguna San Pedro vorbei nach Otavalo (2500m) runterdüsen können.

Blick zurück nach Quito

Chaquiñan oder fahren auf Gleistrasse

Blick auf den Vulkan Cayambe (5790m) kurz nach Cuzubamba

Durch den Aequator getrennt

Der GPS-Beweis: Lat. N0.00001° 

Vulkan Imbabura bei Otavalo

In Otavalo entscheiden wir uns einen Tag zu bleiben. Nicht (um wie die meisten Touristen hier) den sehr bekannten Souvenir-Markt zu besuchen sondern um einen Radel-Ausflug zu der Laguna Cuicocha zu machen. Der Kratersee auf 3000m ist am Fusse des Vulkans Cotacachi (4939m) gelegen und beeindruckt durch seine steilen Wände der Caldera und den 2 Inselchen, die von späteren Eruptionen stammen. Auch die schöne Flora, die Sicht auf das Tal von Otavalo und die Vulkane belohnen uns für den (selbst ohne Gepäck) happigen Aufstieg.

Laguna Cuicocha

Blick vom Kraterrand auf Otavalo und Umland

Blumenpracht am Kraterrand

29-31.10.2011: Otavalo - Ipiales, zur kolumbianischen Grenze
Wir verlassen Otavalo an einem Samstag Morgen, dass heisst Viehmarkt. Dieses Spektakel will sich Philipp nicht entgehen lassen. Tatsächlich ist der sehr geschäftige Markt am Rand der PanAm mit seiner Mischung aus Kuh-, Ziegen-, Schwein-, Meerschwein-, Huhn-, Ente-, Katze-, Hunde- und Eiscreeme-Verkäufern und den vielen bunten Indigena-Trachten sehr amüsant anzusehen. Ein bisschen störend nur dass das ganze auch ein bisschen den Anschein eines Menschen-Zoos hat, denn auf einer Anhöhe stehen mindestens 50 Touristen (hmmm ... da gehören wir ja auch dazu) und suchen mit ihren Riesenobjektiven nach dem perfekten Souvenirbild (am besten Indigena-Frau mit Schwein und Kind). Weiter geht unser Weg auf der PanAm an Ibarra vorbei ins heisse Chota-Tal, wo die meisten Bewohner afro-amerikanischer Abstammung sind. In Ambuqui (1700m) angelangt mieten wir uns eine nette Cabana (mit Swimmingpool) und verbringen den Rest des Tages mit Chillen und .... Blog schreiben. Am Sonntag erwartet uns zuerst ein Anstieg von 20km grünen Chota-Tal bis auf ein Hochplateau nach Bolivar (2700m). Doch auch danach halten uns das ständige Auf und Ab und der immer stärker werdende Gegenwind von einem raschen Vorankommen ab. So sind wir in San Gabriel nach nur 48km aber 1500 Höhenmetern ziemlich "auf den Felgen" und sind froh eine akzeptable Unterkunft zu finden. Auch der letzte Tag radeln in Ecuador beinhaltet nochmals die "typisch ecuadorianischen" steilen Anstiege und Abfahren. Die Nähe zu Kolumbien wird aber spürbar: erstens in der Präsenz von immer mehr "richtigen" Radfahrern (auf rassigen Rennmaschinen mit hautengen Hosen und Shirts ;-), zweitens in der Häufung von Warnhinweisen für etwelche Drogenschmuggler. Nach 31 Tagen und 1193km ist es soweit, beim Grenzübergang Tulcan/Ipiales verlassen wir Ecuador (welches wir als sehr angenehmes Reiseland empfunden haben) und freuen uns auf neue Radabenteuer in Kolumbien.

Was soll ich kaufen: Ein Schwein oder doch ein Eis?

Frau in der Otavalo-Tracht 

Blick auf das Chota-Tal kurz nach Ibarra

Pool zum relaxen in Ambuqui

Sicht auf das obere Chota-Tal beim Aufstieg nach Bolivar

Kurz vor Tulcan: Auch am letzten Tag zeigt sich Ecuador nochmals von seiner grünen Seite

Isa auf der Grenzbrücke

1 Kommentar:

Beat hat gesagt…

Hallo zäme. Für die weitere Reise in Kolumbien wünsch ich Euch nicht nur radfahrend alles Gute sondern auch betr. kolumbinanischen Unsicher- und Unwägbar-heiten bis nach Cartagena. Philipp als Radel-Polo-Player hat mir besonders gefallen. Es fehlt nur noch das richtige Ross und er würde gut als südamerikanischer Play-Polo-Boy durchgehen. Herzliche Grüsse.
Beat

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